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Briefmethode

Soziales Lernen

Über Briefe Wissen reflektieren, Zusammenhänge erklären und Meinungen ausdrücken.

Kurzbeschreibung Briefmethode

Die Briefmethode ist eine schriftliche Methode, bei der Lernende über das Verfassen von Briefen Wissen reflektieren, Zusammenhänge erklären oder Meinungen ausdrücken. Sie ermöglicht eine persönliche, kreative und oft emotionale Auseinandersetzung mit einem Thema. Die Methode fördert Sprachkompetenz, kritisches Denken und die Fähigkeit, Inhalte strukturiert darzustellen. In Prozessen zwischenmenschlicher Verständigung spielen Briefe eine wichtige Rolle. Anhand der Briefmethode lassen sich Kompetenzen entwickeln und fördern, die zur Erstellung eines Briefes notwendig sind. Auch kann die spezifische Gestaltung, Form und kommunikative Funktion eines Briefes pädagogisch genutzt werden, um eigene und fremde Perspektiven offen zu legen, zu überdenken und zu erweitern.

Das Schreiben eines Briefes an bestimmte Personen erfordert und fördert in besonderer Weise die Fähigkeit zur Empathie, zum Hineinversetzen in eine andere Sichtweise. Beim Sachschreiben steht üblicherweise ein Adressat vor Augen, sei es eine reale oder eine erdachte Person. Schreibende müssen das Vorwissen (Welt-, Text- und Handlungswissen) des Empfängers abschätzen und daran anknüpfen, um den Adressaten zu erreichen. Zusätzlich ist es hilfreich, einige persönliche Informationen z.B. über Lebenswelt, die momentane Verfassung des Empfängers zu haben. Diese Charakteristika eines Briefes und Erfordernisse des Briefschreibens lassen sich auf verschiedene Weise nutzen, um durch die Eigenaktivität der Lernenden Lernprozesse in Gang zu setzen oder zu unterstützen. Briefe können analog oder auch digital als E-Mail verfasst werden.

Methoden­­steckbrief

Zeitansatz

Der Zeitansatz umfasst mehrere Phasen:

Einführung und Aufgabenstellung:

5-10 Minuten

Verfassen der Briefe:

15–60 Minuten

Austausch/Präsentation der Briefe:

10–20 Minuten

Abschlussreflexion:

5-10 Minuten

Gruppengröße

Es sind unterschiedliche Gruppengrößen möglich:

Einzelarbeit:

Beim Schreiben, mit Möglichkeit zum Austausch oder Feedback in Kleingruppen oder im Plenum.

Optimal:

5–30 Personen beim Austausch.

Kleingruppen:

Um die einzelnen Beiträge besser würdigen zu können und Rückmeldungen zu geben.

Analog und/oder Digital

Analog und digital möglich:

Analoge Anwendungen:

  • Papier und Stift: Briefe werden handschriftlich verfasst.
  • Briefumschläge: Optional können die Briefe in Umschläge gesteckt und „verschickt“ werden.
  • Vorlagen: Beispielhafte Briefköpfe oder Layouts erleichtern den Einstieg.

Digitale Anwendungen:

  • Textverarbeitung: Briefe können digital in Tools wie Microsoft Word oder Google Docs geschrieben werden.
  • Kollaborative Plattformen: Austausch von Briefen über Padlet, Trello oder ähnliche Tools.
  • E-Mail: Briefe als E-Mails an andere Teilnehmende „verschicken“.
  • Virtuelle Schreibplattformen: Tools wie Etherpad oder Write&Improve.

Vorbereitung

Es sind unterschiedliche Vorbereitungsaufgaben sinnvoll: 

Thema und Zielsetzung klären:

z.B. historische Ereignisse, persönliche Reflexion, Lernzusammenfassungen oder Zukunftsvisionen.

Material bereitstellen:

Analoge: Papier, Stifte, Umschläge (optional).

Digitale: Zugänge zu Schreibtools oder Kommunikationsplattformen.

Vorlagen oder Beispiele:

Beispielbriefe oder Leitfragen zur Strukturierung des Briefes bereitstellen.

Briefempfänger definieren:

Klarstellen, an wen der Brief adressiert ist (z.B. eine reale Person, eine fiktive Figur oder die Zukunftsversion des Schreibenden).

Durchführungs­schritte

1. Schritt: Einführung

  • Ziel und Thema der Briefmethode erklären.
  • Struktur und potenzielle/n Empfänger/in des Briefes erläutern.
  • Die Lernenden möglichst aktiv beteiligen.

2. Schritt: Thema festlegen

  • Beispielthemen: „Ein Brief an eine historische Persönlichkeit“, „Ein Brief an mein zukünftiges Ich“, „Ein Brief zur Erklärung eines Fachthemas“.

3. Schritt: Brief schreiben

  • Teilnehmende verfassen ihre Briefe. Leitfragen können helfen:
    • „Was möchte ich mitteilen?“
    • „Wie erkläre ich den Sachverhalt?“
    • „Was ist meine persönliche Meinung?“

4. Schritt: Austausch und Reflexion

  • Briefe können in Kleingruppen oder im Plenum vorgelesen oder anonym ausgetauscht werden.
  • Alternativ: Reflexion durch Feedback von anderen Teilnehmenden.

5. Schritt: Abschluss

  • Ergebnisse zusammenfassen und die Methode reflektieren.

Es ist heute unüblich geworden, Briefe zu schreiben. Gerade deshalb kann es jedoch sinnvoll sein, den Sinn eines Briefes zu erfahren.

Tipps zur Durchführung

Tipps zur Durchführung
  • Einfache Aufgabenstellung: Thema klar und motivierend formulieren.
  • Relevanz der Aufgabe: Eine Situation beschreiben, in der ein Problem oder eine Entscheidung nur durch einen Brief herbeigeführt werden kann, weil andere Medien nicht vorhanden sind.
  • Freiräume lassen: Teilnehmende dürfen kreativ sein, z.B. bei der Wahl der Sprache oder des Tons.
  • Positive Atmosphäre: Schreiben ist oft persönlich, daher sollte eine wertschätzende Atmosphäre geschaffen werden.
  • Zeit im Blick behalten: Genug Zeit für das Schreiben einplanen, ohne es zu überfrachten.
  • Integration in den Kontext: Den Brief als Teil eines Lernprozesses verankern (z.B. als Reflexion oder Abschluss).
Stolperfallen
  • Unklare Empfänger/in oder Zielsetzung: Ohne klare Vorgaben kann die Methode ziellos wirken.
  • Zeitdruck: Zu wenig Zeit für das Schreiben führt zu oberflächlichen Ergebnissen.
  • Fehlende Motivation: Manche Lernende könnten sich durch die schriftliche Aufgabe eingeschüchtert oder mangels Erfahrungen gelangweilt fühlen.
  • Privatsphäre: Die Freiwilligkeit beim Vorlesen der Briefe sollte respektiert werden.
  • Fehlende Struktur: Teilnehmende könnten mit dem Schreiben überfordert sein, wenn es keine Leitfragen gibt.
Variationen
  • Historische Briefe: Schreiben an historische Persönlichkeiten oder aus einer historischen Perspektive.
  • Zukunftsbriefe: Briefe an das zukünftige Ich (z.B. in fünf Jahren).
  • Fiktive Empfänger: Briefe an eine erfundene Figur (z.B. „An die Erde im Jahr 2100“).
  • Peer-Feedback: Teilnehmende tauschen Briefe anonym aus und geben Feedback.
  • Team-Briefe: Teams verfassen gemeinsam einen Brief, z.B. an eine Institution oder Organisation.
  • Brieffreundschaften: Es können bei Sprachaustauschen oder in Kooperation mit anderen Schulen, Organisationen, Fachbereichen Brieffreundschaften oder Briefkooperationen entstehen. 
  • Nutzung von KI: KI-Tools wie z.B. character.ai ermöglichen es mit historischen oder berühmten Persönlichkeiten zu chatten. Man könnte die KI-Tools als Recherche-Grundlage nutzen und dann einen Brief verfassen lassen. So ist der Brief elaborierter als der Chat, aber die KI-Tools könnten die Lernenden mehr motivieren.
Anwendungs­beispiele

Fiktiver Brief an eine literarische Figur / aus der Sicht einer literarischen Figur

Unterricht:

  • Geschichte: Brief an eine historische Persönlichkeit (z. B. „An Marie Curie über die Rolle der Wissenschaft“).
  • Literatur: Brief an eine Figur aus einem Buch (z.B. „An Hamlet über Entscheidungen“). Im Literaturunterricht ist die Briefmethode einsetzbar, um einen Text oder Textabschnitt zu erschließen. Dazu erhalten die Lernenden beispielsweise die Aufgabe, einen fiktiven Brief zu schreiben, der entweder an eine Figur des Textes oder aus der Sicht einer solchen Figur geschrieben werden soll.

Weiterbildung:

  • Reflexion eines Seminars durch einen Brief an die Trainierenden. Zusammenfassung eines Themas in einem Brief an Kollegen/innen.

Sprachenlernen:

  • Briefe zur Übung schriftlicher Kommunikation, z.B. „Ein Brief an einen Freund“. Oder eine Brieffreundschaft entwickeln.

Teambuilding:

  • Briefe innerhalb des Teams zur gegenseitigen Wertschätzung oder zum Feedback.

Zukunftsgestaltung:

  • Briefe an das zukünftige Ich mit Zielen, Wünschen oder Visionen.

Briefe an Firmen, Vereine, Politik, Regierung, Zeitungsredaktionen usw.

  • Im öffentlichen Leben ist es üblich, an Firmen, Vereine usw. Briefe zu versenden. Dabei kann es um Meinungsäußerungen, Auseinandersetzungen mit einer Sach- oder Problemlage sowie um das Einholen von Auskünften oder die Formulierung eines Appells gehen. Besonders bekannt sind Leserbriefe an Zeitschriften, Stellungnahmen zu aktuellen Geschehnissen oder auch Appellbriefe für Greenpeace oder Amnesty International.

Briefe an eine befreundete Lerngruppe:

  • Lernende aus unterschiedlichen Regionen, Kulturen, mit verschiedenen Sprachen tauschen sich zu Fragen der Lebenswelt, des Lernens, der Kultur usw. aus.

Gezielte Brief- oder E-mails mit anderen:

  • In kooperativen Projekten können verschiedene Lerngruppen nach Interesse und Themen miteinander korrespondieren.

Briefe an Lernbegleitungen:

  • Im Lernalltag ist es denkbar, dass Briefe als Kommunikationsmedium genutzt werden, um Rückmeldungen, Vorschläge oder Erwartungen zu äußern oder über eine Sachlage zu reflektieren. Die schriftliche Mitteilung oder Auseinandersetzung bietet den Vorteil, von der direkten Konfrontation der verbalen Äußerung losgelöst zu sein. Darüber hinaus überlegt und plant man die niedergeschriebene Aussage viel intensiver als die mündliche. Durch die schriftliche Konzeption verwendet man häufig eine andere, gewählte und explizite Sprachform. Auch hat es eine Auswirkung, dass man Geschriebenes jederzeit nachlesen kann, dass es eine bleibende Materialität hat. So kann die Briefmethode effektiv bei allen Formen von Austausch eingesetzt werden, in denen man sich wünscht, dass die Aussagen schon vorher überdacht und reflektiert werden oder auch wenn verbale Kommunikation aufgrund von Hemmungen nicht erfolgreich verlaufen würde.

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