Erkundung
Experimentieren und Erfahren
Lernende erkunden, entdecken, erfahren Inhalte, Prozesse, Strukturen, Orte oder Personengruppen.
Kurzbeschreibung Erkundung
Eine Erkundung beim Lernen wird bei theoretischen Inhalten auch als exploratives Lernen oder entdeckendes Lernen bezeichnet. In der Ausbildung werden interne oder externe betriebliche Arbeitsabläufe und Betriebsstrukturen recherchiert und rekonstruiert. Es können z.B. Zuständigkeiten im Betrieb, Abläufe in der Arbeit, bei der Beratung und Auskunft usw. entdeckt und erkundet werden. In Schulen können Inhalte, einzelne Aspekte eines großen Themas, Zusammenhänge, Konzepte, Interpretationen usw. erkundet und entdeckt werden. Erkundungen dienen dazu, vorhandene, meist theoretische Kenntnisse durch wirklichkeitsnahes Erleben zu vertiefen. Durch selbständiges Planen und Handeln erfährt sich der Lernende als aktiver Gestalter seines eigenen Lernprozesses. Er hat ein hohes Maß an Selbstverantwortung, wodurch Lehrende als einzige Vermittler von Wissen in den Hintergrund treten. Sie übernehmen eher die Rolle von Beratenden und Begleitenden. Das eigenständige Lernen in Gruppen fördert zugleich die Teamfähigkeit und die Kommunikation. Bei Erkundungen geht es darum, dass die Lernenden sich aktiv bereits an der Vorbereitung, der Durchführung und einer nachfolgenden Reflexion beteiligen. Es geht darum, Strukturen und Prozesse ganzheitlich kennenzulernen. Es sollen komplexe Sachverhalte erarbeitet und Informationen und Zusammenhänge verknüpft bzw. hergestellt werden. Vorhandenes Wissen soll mit neuem Wissen verbunden werden. Die Methode kann sowohl in traditionellen Unterrichtsformen als auch im E-Learning sehr gewinnbringend eingesetzt werden, um den Lernprozess zu dynamisieren und die Lernenden aktiver durch Realbegegnungen in das Geschehen einzubeziehen.
Mini-Erkundungen sind hingegen Erkundungen von kleineren (Teil-) Prozessen, Inhalten oder Aufgaben. Zu Beginn wird ein begrenzter Erkundungsbereich abgestimmt und anschließend in überschaubarer Zeit erkundet. Dies fördert insbesondere die aktive und selbstständige Auseinandersetzung von Lernenden mit einem Thema. Diese Methode ist besonders in handlungs- und problemorientierten Kontexten effektiv.
Methodensteckbrief
Zeitansatz und Gruppengröße
Alle Arbeitsformen möglich, aber besonders wirksam in Form von Kleingruppen (3-5 Personen), wobei die Ergebnisse arbeitsgleich oder arbeitsteilig in einer Großgruppe aufbereitet werden können.
Der Zeitaufwand hängt von der Komplexität des Themas und den eingesetzten Methoden ab. Typische Zeitansätze sind:
Kurze Erkundungen (15-30 Minuten)
Ein gezieltes Entdecken bestimmter Aspekte eines Themas.
Mittelfristige Erkundungen (1-2 Stunden)
Ein intensiveres Eintauchen in ein Thema, möglichst begleitet von Reflexionen.
Längere Erkundungsphasen (mehrere Tage/selten Wochen):
Komplexere Projekte oder Aufgaben, bei denen die Lernenden tiefer in ein Thema eintauchen und es gründlich und differenziert untersuchen.
Analog und/oder Digital
Analoge Anwendungen:
Analoge Anwendungen:
Exkursionen: Eine Exkursion zu einem Lernort (z. B. Museum, Naturpark) bietet den Lernenden die Möglichkeit, ein Thema durch Beobachtung und direkte Interaktion mit der Umwelt zu erkunden. Vorbereitete Bobachtungsbögen sind hilfreich.
Experimente: Lernende führen naturwissenschaftliche oder technische Experimente durch, um selbst zu entdecken, wie bestimmte Prinzipien funktionieren.
Interviews und Befragungen: Lernende erkunden Themen durch Interviews mit Experten oder Umfragen in ihrer Umgebung.
Digitale Anwendungen:
Erkundungen im Internet können mittels Recherchen in vielfältiger Form durchgeführt werden. Insbesondere können dazu digitale Tools genutzt werden wie:
ChatGPT: Durch geschicktes Prompting lässt sich die KI nutzen, um bestimmte Inhalte, Abläufe, Hintergründe von Sachverhalten, Personen und anderes mehr zu erkunden.
WebQuests: Lernende erkunden ein Thema, indem sie gezielt im Internet nach Informationen suchen. Oft sind diese Erkundungen mit spezifischen Aufgaben verbunden.
Virtuelle Exkursionen: Lernende können mithilfe von Virtual-Reality-Technologien oder Online-Ressourcen Orte erkunden, die sie im realen Leben nicht besuchen können.
Digitale Simulationen: Mithilfe von Simulationen (z. B. in der Physik oder Ökonomie) können Lernende verschiedene Szenarien erkunden und daraus Schlüsse ziehen.
Interaktive Lernplattformen: Plattformen wie Google Earth, Perplexity, YouTube oder spezialisierte Lernapps bieten die Möglichkeit, Themen selbstständig und interaktiv zu erkunden.
Vorbereitung
Die ausgewählte Erkundung sollte hinreichend vielfältige Ergebnisse liefern. Zu einfach Beobachtungen ermüden schnell.
Informationsquellen und Materialien bereitstellen:
Um die Erkundung zu unterstützen, sollten passende Materialien und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Dies können Bücher, Fachartikel, Webseiten, Videos oder auch Experimente sein.
Digitale Tools vorbereiten:
Wenn digitale Erkundungen vorgesehen sind, sollten geeignete Plattformen und Tools wie WebQuests, Simulationen oder Virtual-Reality-Anwendungen bereitgestellt und gegebenenfalls getestet werden.
Hilfestellung für Recherche:
Es kann sinnvoll sein, den Lernenden eine Liste vertrauenswürdiger Quellen oder Recherchetipps zur Verfügung zu stellen, um sie beim Finden relevanter Informationen zu unterstützen.
Räumliche Vorbereitung:
Sollte die Erkundung vor Ort (z. B. im Freien, in einem Labor oder Museum) stattfinden, muss sichergestellt werden, dass alle organisatorischen Details geklärt sind (Transport, Erlaubnisse, Materialien).
Technische Ausstattung:
Für digitale Erkundungen ist sicherzustellen, dass alle Lernenden Zugang zu den erforderlichen digitalen Geräten (Computer, Tablets) und einer stabilen Internetverbindung haben.
Durchführungsschritte
1. Schritt: Einführung in das Thema
Günstig sind Bedürfnisse nach Erkundungen, die aus der Lerngruppe heraus entwickelt werden. Lernende als auch Lehrende können ein Thema oder eine Fragestellung vorstellen, die die Neugier weckt. Das Thema sollte offen genug sein, um Raum für eigene Entdeckungen zu lassen. Es sollte anschaulich und mit einer herausfordernden Fragestellung präsentiert werden.
2. Schritt: Erarbeitung der Ziele und Fragestellungen
Die Lernenden entwickeln selbst Fragestellungen oder Hypothesen, die sie im Verlauf der Erkundung beantworten möchten. Die Entwicklung wird von Lehrenden begleitet und unterstützt.
3. Schritt: Planung der Erkundung
Die Lernenden planen, wie sie Informationen beschaffen, welche Ressourcen sie nutzen und welche Methoden sie anwenden wollen (z. B. Experimente, Beobachtungen, Interviews, Literaturrecherche). Sie erstellen notwendige Listen und Verfahren zur Beobachtung, Messung und Auswertung der Informationen.
4. Schritt: Durchführung der Erkundung
Die Lernenden führen die geplanten Schritte selbstständig aus. Sie sammeln Informationen, machen Erfahrungen und dokumentieren ihre Entdeckungen.
5. Schritt: Reflexion und Präsentation
Am Ende der Erkundung reflektieren die Lernenden ihre Ergebnisse, tauschen sich darüber in ihrer Kleingruppe aus und präsentieren ihre Erkenntnisse entweder in Gruppen oder vor der Großgruppe. Die Präsentation der Ergebnisse und eine Rückmeldung zu ihnen ist für den Erfolg der Methode entscheidend. Hier wird rückgemeldet und wertgeschätzt, was bei der Erkundung alles erfahren wurde.
6. Schritt: Vertiefung und Transfer
Aufbauend auf den Ergebnissen können durch Ergänzungen weitere Erkenntnisse gewonnen werden, Informationen können weiter vertieft oder auf neue Probleme und Kontexte angewendet werden.
Mache dir ein eigenes Bild über die Dinge und Abläufe!
Tipps zur Durchführung
Tipps zur Durchführung
Selbständige Erkundung: Den Lernenden Vertrauen schenken und sie bei der Abstimmung der Termine, der Durchführung und Selbstkontrolle allein agieren lassen.
Hilfe zur Selbsthilfe/eigene Lösung einfordern: Die Lernenden erarbeiten Interviewfragen, den Zeitplan und nutzen einen Zwischenstopp für mögliche Korrekturhilfen. Ungewöhnliche, kreative Formen werden bewusst zugelassen.
Erwartungen klären: Die Lernenden sollten genau wissen, was von ihnen erwartet wird. Dazu gehört, dass sie verstehen, wie sie ihre Ergebnisse dokumentieren und präsentieren sollen (z. B. in Form eines Berichts, einer analogen oder digitalen Präsentation oder eines Portfolios).
Kriterien für die Bewertung festlegen: Die Bewertungskriterien sollten transparent sein. Wird der Prozess bewertet oder nur das Ergebnis? Welche Kompetenzen sind besonders wichtig (z. B. Kreativität, Problemlösungsfähigkeit, Teamarbeit)?
Stolperfallen
- Überforderung der Lernenden: Wenn die Aufgaben zu offen sind oder zu wenig Anleitung geboten wird, können Lernende überfordert sein und den roten Faden verlieren.
- Fehlende Ressourcen: Unzureichender Zugang zu Informationsquellen oder Werkzeugen kann die Erkundung erschweren.
- Ungenaue Zielformulierung: Wenn das Lernziel nicht klar genug definiert ist, können Lernende sich in Nebensächlichkeiten verlieren.
- Zeitmanagement: Erkundungen können ausufern und zu viel Zeit beanspruchen, wenn der Prozess nicht gut strukturiert ist.
Variationen
- Erweiterung der Erkundung: Oft stellen sich während der Erkundung weitere Erkundungsorte oder Inhalte heraus. Hier muss zeitnah entschieden werden, was zusätzlich stattfinden kann.
- Überforderung vorbeugen: Einige Lernende könnten Schwierigkeiten haben, selbstständig zu arbeiten. Deshalb sollten zusätzliche Hilfestellungen oder Anlaufstellen (z. B. in Form von schnellen Rückmeldungen) eingeplant werden.
- Konflikte in Gruppenarbeit vermeiden: Wenn in Gruppen gearbeitet wird, sollte klar definiert sein, wie die Arbeit aufgeteilt wird, wer den Prozess ggf. moderiert und wie mit möglichen Konflikten umgegangen wird. In der Präsentation sollten alle einen Teil verantwortlich übernehmen.
- Technische Probleme einplanen: Bei digitalen Erkundungen sollten Ausweichpläne für technische Probleme vorhanden sein, etwa bei Ausfällen von Internetverbindungen oder Softwarefehlern. Hindernisse können auch Kaufsperren bei digitalen Tools sein.
Anwendungsbeispiele
„Nenne mir gute Anwendungsbeispiele für Erkundungen für die Altersgruppe xx in der Schule/der betrieblichen Ausbildung/xx aus den Bereichen der Naturwissenschaft, der Gesellschaftswissenschaften, Geschichte, Sprache und Literatur sowie der Geographie, Wirtschaft und Politik.“
Didaktik & Literatur
Erfahren Sie mehr
Kontakt
Lernen Sie uns kennen
Reich & Partner
Besuchen Sie unsere Reich & Partner Webseite