Appreciative Inquiry (AI)
Reflexion und Feedback
Mit einer wertschätzenden Erkundung auf das fokussieren, was gut läuft oder gemeinsam als Vision entwickelt werden kann.
Kurzbeschreibung Appreciative Inquiry
Appreciative Inquiry ist eine wertschätzende Methode, um den Lern- und Arbeitsprozess positiv zu beeinflussen. Sie kann sowohl im schulischen Kontext als auch in der Weiterbildung angewendet werden, um vorhandene Stärken zu entdecken und zukunftsgerichtete Veränderungen zu initiieren. Durch die Kombination von Vision und realistischen Maßnahmen schafft AI eine Grundlage für nachhaltige, motivierende Entwicklungsprozesse, die auf den Fähigkeiten und dem Engagement der Lernenden aufbauen. AI ( „wertschätzende Erkundung“) konzentriert sich im Gegensatz zu problemorientierten Ansätzen auf das, was bereits gut läuft. Ziel ist es, gemeinsame Ziele und Visionen zu entwickeln, indem Stärken und Erfolge betont werden.
Methodensteckbrief
Zeitansatz
Es kann unterschiedliche Zeitansätze geben:
Kurzformat:
30-60 Minuten: Für einfache Projekte und kleinere Gruppen kann AI als Kurzform angewendet werden, wobei die Schritte verkürzt werden.
Mittellang:
2-3 Stunden: Bei komplexeren Fragestellungen oder größeren Gruppen sind 2-3 Stunden empfehlenswert, um sich mit den einzelnen Phasen intensiver zu beschäftigen.
Langformat:
mehrere Workshops: Für umfassende Projekte und Organisationsentwicklung kann die Methode über eine längere Zeit verteilt werden.
Gruppengröße
Es sind unterschiedliche Gruppengrößen möglich:
Kleingruppe:
3–5 Personen, ideal für eine intensive, persönliche Reflexion und um jedem die Möglichkeit zur Mitsprache zu geben.
Mittlere Gruppen:
6–20 Personen, für Workshops in Gruppen ist eine gute Moderation erforderlich, um sicherzustellen, dass alle Phasen durchlaufen werden.
Großgruppen:
20 + Personen. Für große Gruppen empfiehlt es sich, Kleingruppen zu bilden, die jeweils an einem bestimmten AI-Schritt arbeiten und später ihre Ergebnisse präsentieren. Das Gesamtergebnis wird moderiert und dokumentiert.
Analog und/oder Digital
Analog und digital möglich:
Analoge Anwendungen:
Appreciative Inquiry kann in Form von Workshops oder moderierten Gruppenrunden durchgeführt werden. Die Teilnehmenden können ihre Ideen auf Pinnwände, Moderationskarten und Flipcharts festhalten.
Digitale Anwendungen:
- Für die digitale Durchführung eignen sich Plattformen wie miro, padlet oder OneDrive und Google Docs zur Dokumentation.
- Die Teilnehmenden können kollaborativ in virtuellen Räumen arbeiten und ihre Beiträge direkt online festhalten.
- Für die Diskussion eignet sich ein Videokonferenztool (mit Kameras).
Vorbereitung
Es sind unterschiedliche Vorbereitungsaufgaben sinnvoll:
Niedriger bis mittlerer Aufwand:
Die Methode selbst ist einfach strukturiert und die Vorbereitung beinhaltet die Entwicklung der zentralen Frage und das Erstellen von Materialien (z.B. Arbeitsblatt, Moderationskarten, digitale Dokumente).
Hoher Aufwand bei komplexen Themen:
Für umfassende Themen und große Gruppen kann die Planung und Strukturierung aufwendiger sein. Es sollten klare Zeitpläne, Materialien und Rollenverteilungen vorbereitet werden.
Durchführungsschritte
Die Durchführung von Appreciative Inquiry erfolgt typischerweise in einem 5-Schritte-Modell („5D-Modell“):
1. Schritt: Definition
- Ziel: Klären, welches Thema oder Problem positiv beleuchtet und weiterentwickelt werden soll. Es wird das Thema ausgewählt, was im Fokus stehen soll.
- Beispiel: „Wie können wir den Unterricht so gestalten, dass sich alle Lernenden wohlfühlen?“ oder „Wie können wir diese Veränderung so angehen, dass alle mitgenommen werden?“
2. Schritt: Discovery (wertschätzende Erkundung)
- Ziel: Aufdecken und Benennen der vorhandenen Stärken, Erfolge und positiven Erlebnisse. Die Teilnehmenden erzählen von positiven Erfahrungen und Erfolgsgeschichten im jeweiligen Bereich/ zum jeweiligen Thema. Es geht um das Bestehende, den IST-Zustand.
- Beispiel: Die Beteiligten berichten von Momenten, in denen sie sich besonders wohl und erfolgreich gefühlt haben. Was hat dazu beigetragen? Was haben die Lernenden selbst mitgebracht/gut gemacht?
3. Schritt: Dream (Träumen)
- Ziel: Die Gruppe entwickelt eine Vision davon, wie der idealisierte Zustand in Zukunft aussehen könnte. Die Vorstellungen sind idealistisch und sollten keine Einschränkungen enthalten. Hier geht es um eine Vision, um ein SOLL-Zustand.
- Beispiel: Die Beteiligten stellen sich vor, wie ein optimaler, idealer Unterricht aussieht und was ihnen hilft, ihr Bestes zu geben. Wie würde das konkret aussehen, sich anfühlen, sich äußern?
4. Schritt: Design (Gestalten)
- Ziel: Konkrete Ideen und Schritte entwickeln, um die Vision in die Realität umzusetzen. Hier werden Maßnahmen, Aktionspläne und Strategien erarbeitet, die auf den Erkenntnissen der vorherigen Schritte basieren.
- Beispiel: Die Gruppe entwickelt konkrete Ideen, wie z.B. mehr Gruppenarbeit, flexible Lernzeiten oder Projekte zu Wunschthemen. Es wird gesammelt, wie der Rahmen aussehen sollte, was die Lernbegleitung tun kann und auch was jede/r einzelne konkret tun kann, damit sich alle wohlfühlen.
5. Schritt: Destiny/Delivery (Umsetzung)
- Ziel: Die Umsetzung der Maßnahmen und die langfristige Sicherung der positiven Veränderungen. Hier wird auch überlegt, wie Erfolge gemessen und verstetigt werden können.
- Beispiel: Festlegen von Verantwortlichkeiten, Check-ins zur Fortschrittsüberprüfung und regelmäßiges Feedback.
Wir schöpfen Kraft und Stärke aus dem, was gelingt!
Tipps zur Durchführung
Tipps zur Durchführung
- Positive und offene Atmosphäre: AI beruht auf Wertschätzung, daher sollte in der Erarbeitung der Fokus auf den Stärken und Möglichkeiten liegen. Eine positive Grundhaltung fördert Offenheit und Kreativität.
- Visuelle Elemente einsetzen: Um die Wirkung zu verstärken sollten Bilder, Mindmaps, kreative Geschichten und andere Mittel eingesetzt werden, um besonders in der Dream- und Design-Phase den Prozess zu unterstützen.
- Gruppenarbeit fördern: Bei großen Gruppen ist ein Aufteilen in Kleingruppen unumgänglich, um den Austausch zu intensivieren und allen Möglichkeiten zu geben, ihre Ideen einzubringen.
- Ergebnisse dokumentieren: Die Ergebnisse und dabei gewonnene Erkenntnisse sollten dokumentiert werden, um auf die Fortschritte, die gewonnen wurden, zurückzugreifen. Es kann für die 5-Schritte auch hilfreich sein, ein Arbeitsblatt oder eine Vorlage zu nutzen.
Stolperfallen
- Unrealistische Fokussierung auf das Positive: Wenn die Methode ausschließlich positive Aspekte beleuchtet und alles andere ausblendet, können bestehende Probleme und Herausforderungen zu wenig Beachtung finden. Es ist dafür zu sorgen, dass AI als wertschätzende Methode genutzt wird, die auch realistische Bedingungen einbezieht und bestehende Schwierigkeiten nicht ignoriert.
- Wenig konkreter Output in der Design-Phase: Teilnehmende könnten Schwierigkeiten haben, aus der Vision konkrete, umsetzbare Schritte abzuleiten. Hier sind klare Bedingungen zu nennen, wie die Ideen in umsetzbare Maßnahmen übersetzt werden können. Gemeinsam sollten dazu realistische Ansätze herausgearbeitet werden. Die Lernbegleitung kann durch gezielte Fragen und auch zirkuläres Fragen (siehe Methodenpool) diesen Prozess unterstützen.
- Mangelnde Beteiligung und Offenheit: Teilnehmende sind möglicherweise zurückhaltend oder skeptisch gegenüber der Methode. Hier helfen eine offene Atmosphäre und Beispiele für den Nutzen der Methode. Alle sollten ermutigt werden, sich aktiv einzubringen.
Variationen
- Kurzversion von AI: Die Methode kann auch in einer verkürzten Version durchgeführt werden, die nur die Discovery-, Dream- und Design-Phasen umfasst. Dies eignet sich gut für schnelle, lösungsorientierte Ansätze in kurzer Zeit.
- „Peer-Inquiry“ für Einzelarbeit: Einzelne Lernende reflektieren mit AI ihre eigenen Stärken und entwickeln persönliche Ziele. Man würde hier die Discovery-Phase/ wertschätzende Erkundung fokussieren.
- Mixed-Method AI: Die Schritte von Appreciative Inquiry können mit anderen Methoden kombiniert werden, z.B. mit Design Thinking, um zusätzlich innovative Problemlösungen zu entwickeln.
Anwendungsbeispiele
Jede Gruppe Lehrender und Lernender kann eine eigene Form von AI finden und praktizieren. Dies hilft in jedem Fall, die Bedingungen der Zusammenarbeit zu verbessern. ChatGPT nennt folgende Beispiele für Anwendungen, um eine erste Idee zu bekommen.
Verbesserung der Unterrichtsgestaltung (Schule): Lernbegleitungen und Lernende entwickeln gemeinsam Ideen, wie der Unterricht motivierender gestaltet werden kann. Positive Erfahrungen werden in der Discovery-Phase gesammelt, gefolgt von einer gemeinsamen Vision und konkreten Maßnahmen zur Verbesserung.
Teamentwicklung (Weiterbildung): Teams in der beruflichen Weiterbildung verwenden AI, um die Zusammenarbeit zu stärken und gemeinsame Ziele zu entwickeln. Sie erkunden, was in der Zusammenarbeit gut funktioniert hat und welche positiven Veränderungen möglich sind.
Projektreflexion (Schule und Ausbildung): Am Ende eines Projekts reflektieren die Beteiligten die Highlights und Erfolge. In der Design-Phase entwickeln sie Ideen, wie sie die Erkenntnisse für zukünftige Projekte nutzen können.
Lernkultur stärken (Schule): AI kann auch eingesetzt werden, um die Lernkultur an Schulen zu stärken. Lehrkräfte und Schüler/innen arbeiten gemeinsam daran, eine offene und motivierende Lernumgebung zu schaffen, indem sie Best Practices herausarbeiten und langfristige Ansätze entwickeln.
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