Feedback-
methoden
Reflexion und Feedback
Werkzeuge kennen, wie Feedback leicht gegeben werden kann (analog und digital).
Kurzbeschreibung Feedbackmethoden
Feedbacktools sind nützliche Werkzeuge, um in Schule und Weiterbildung Lernenden Rückmeldungen zu geben und Sie in ihrer Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Dabei gibt es unterschiedliche Feedbackformate, die je nach Tiefe und Feedbackart gewählt werden können. Hier sind aus der Fülle möglicher Angebote einige häufig genutzte Feedbacktools, mit denen wir gute Erfahrungen gemacht haben:
- Feedbackgespräch: Das wohl gängigste Format ist das Feedbackgespräch. Dieses sollte, wenn möglich, auch in Präsenz stattfinden. Feedbackgespräche können kurz und spontan, aus einer Situation heraus, entstehen, z.B. „Die Antwort auf die Frage xyz war heute wirklich sehr gut. Weiter so.“. Feedbackgespräche können aber auch umfangreicher, überlegter und konkreter sein. So können Lernende sich vielleicht auch auf ein Feedbackgespräch vorbereiten und eine Selbsteinschätzung (ggf. nach einer Vorlage) vornehmen, worauf die Fremdeinschätzung der Lernbegleitung folgt.
- Schriftliches Feedback: Es können kurze Texte, Mails, Nachrichten für die Lernenden als Feedback verfasst werden.
- Feedbackkarten: Schriftliches Feedback auf Moderationskarten oder Kudo-Karten/Lobkarten verfassen. Hier insbesondere Lob vermerken.
- Audio- oder Videofeedback: Kurze Audioaufnahmen oder eine Videonachricht als Feedbackform.
- 360-Grad Feedback: Den Lernenden wird von verschiedenen Personengruppen Feedback gegeben, z.B. Lernbegleitung, andere Lernende, Hausaufgabenbetreuer/innen, AG-Mitwirkende usw.
- Feedback in einer bestimmten Struktur: S.T.A.R. Feedback (situation, task, action, result), WWW (Wirkung, Wahrnehmung, Wunsch)-Feedback, Feedback Quadrat, Seestern, Retrospektiven Vorlagen, 5 Finger Feedback usw.
- Peer-Feedback: Beim Peer-Feedback bewerten und reflektieren die Lernenden die Arbeiten oder Beiträge ihrer Mitlernenden. Sie geben sich gegenseitig konstruktive Rückmeldungen, was zur Eigenreflexion und zur Verbesserung der Leistung beiträgt.
- Digitales Feedback: Feedback kann zudem digital über Mails, die Lernmanagement-Plattform, gemeinsame Dokumente oder Notizsysteme, ein digitales Lernlogbuch (siehe Lernlogbuch im Methodenpool), über einen Chat oder eine digitale Kommentarfunktion oder Feedbackplattformen gegeben werden.
Methodensteckbrief
Zeitansatz
Es kann unterschiedliche Zeitansätze geben:
Kurzformat:
1-3 Minuten: Kurzes, situatives Feedback im Gespräch oder als kleine Chatnachricht.
Mittellang:
5-10 Minuten: Feedback, was etwas konkreter und detaillierter sein soll, z.B. Feedbackkarte schreiben, schriftliches Feedback.
Lang:
15 Minuten bis eine Stunde: Umfangreiche Feedbackgespräche, Beurteilungsgespräche, 360-Grad Feedback usw.
Gruppengröße
Es sind unterschiedliche Gruppengrößen möglich:
Einzelperson:
Für persönliches, individuelles Feedback.
Kleingruppe:
2–7 Personen, für gemeinsame Arbeiten, Gruppenergebnisse, Peer Feedback ist hier sinnvoll.
Mittlere Gruppen:
20 + Personen. Für große Gruppen wird eher ein oberflächliches Feedback möglich sein oder ein Peer-Feedback, wenn die Gruppe in Kleingruppen aufgeteilt wird.
Analog und/oder Digital
Analog und digital möglich:
Analoge Anwendungen:
Feedbackgespräche sollten, wenn möglich in Präsenz stattfinden. Analoge Lobkarten, Sticker, Stempel und kleine Notizen sind für Lernende oft bedeutungsvoll.
Digitale Anwendungen:
- Digitale Nachrichten: Per Chat, Mail, digitale Nachricht über ein LMS, Kommentare usw.
- Digitales Lernlogbuch,, Lernlog als digitales Tool.
- Audio-oder Videofeedback.
- Whiteboards, wie padlet, miro, taskcards für Gruppenfeedback oder individuelle Whiteboards für alle.
Vorbereitung
Es sind unterschiedliche Vorbereitungsaufgaben sinnvoll:
Niedriger bis mittlerer Aufwand:
Der Aufwand hängt von der Tiefe, dem Umfang des Feedbacks ab. Feedbackgespräche, Kritikgespräche dauern meistens länger und hier sind Selbsteinschätzungsbögen hilfreich.
Situativ kann aber auch schnell und spontan Feedback gegeben werden.
Durchführungsschritte
1. Schritt: Auswahl des Feedbackformats
- Ziel: Zu was soll Feedback gegeben werden? Was ist das Ziel des Feedbacks (Förderung, Kritikgespräch, Lob, Reflexion, Abgleich Selbsteinschätzung vs. Fremdeinschätzung, Entwicklungsgespräch, Beurteilungsgespräch usw.)?
- Auswahl: Je nach Ziel des Feedbacks sollte die passende Feedbackmethode gewählt werden. Auch entscheidet sich entlang des Ziels oder der Infrastruktur, ob das Feedback analog oder digital gegeben werden soll.
- Vorbereitung: Je nach Feedbackmethode sollte diese vorbereitet werden, z.B. Feedbackkarten schreiben, Entwicklung und Ausgabe eines Feedbackbogens zur Selbsteinschätzung, Organisation des 360-Grad-Feedbacks, Erstellung eines digitalen Feedbacks usw..
2. Schritt: Feedback geben
Es wird entlang der Feedbackmethode den Lernenden (individuell oder als Gruppe) Feedback gegeben. Dabei ist auf folgendes zu achten:
- Konkret sein: Feedback sollte sich auf beobachtbare Situationen beziehen, nicht zu persönlich oder bewertend werden.
- Zeitnah geben: Feedback hat die größte Wirkung, wenn es unmittelbar nach der Situation erfolgt. Situatives, zeitnahes Feedback ist am Besten und erfolgt meist spontan.
- Lösungsorientiert bleiben: Feedback sollte immer Verbesserungsvorschläge enthalten. Idealerweise werden diese Vorschläge von den Lernenden selbst entwickelt.
- Empathisch sein: Feedback sollte wertschätzend und respektvoll formuliert werden.
- Selbstreflexion: Idealweise enthält das Feedback auch eine Selbstreflexion der Lernenden. Diese sollte vor dem Fremdfeedback durch die Lernbegleitung stattfinden. Dann können die zwei Perspektiven abgeglichen werden.
3. Schritt: Handlungsperspektive
- Vom IST zum SOLL: Feedback sollte auf den IST-Zustand, die IST-Situation schauen und dann auch immer einen Blick auf das SOLL werfen. Konkrete Handlungsperspektiven sollten gemeinsam entwickelt werden, um dem SOLL zu entsprechen.
- SMARTe Ziele (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert) können gemeinsam formuliert und auch schriftlich festgehalten werden. Es ist wichtig, dass die Ziele von den Lernenden mitentwickelt werden, sodass diese auch möglichst umgesetzt werden.
4. Schritt: Feedback nehmen
- Gegenseitigkeit: Abschließend können die Lernenden auch der Lernbegleitung Feedback geben. Für konkrete Methoden zum Einholen von Feedback bitte unter Evaluationsmethoden im Methodenpool schauen.
Wer nicht erfährt, wie er oder sie auf andere wirkt, der hat kaum Chancen, sich zu verbessern!
Tipps zur Durchführung
Tipps zur Durchführung
- Vorbereitung: klares Ziel setzen, Beobachtungen und Fakten sammeln, den richtigen Zeitpunkt wählen, Feedbackformat vorbereiten.
- Feedbackgespräch strukturieren: Längere Feedbackgespräche sollten strukturiert durchgeführt werden. Ein positiver Einstieg mit einem Eisbrecher, einer Selbsteinschätzung der Lernenden zum IST-Zustand, Feedback der Lernbegleitung oder anderer Lernender, SOLL und Handlungsperspektiven
- Ich-Botschaften: Es gibt immer mehrere Wahrnehmungen. Bleiben Sie bei Ich-Botschaften, wie z.B. „Ich habe bemerkt, dass…“, „Für mich wirkte es so…“
- Den richtigen Ton treffen: Stelle die Person nicht als Ganzes infrage – kritisiere das Verhalten, nicht die Persönlichkeit. Konsequenzen bei Negativverhalten können aufgezeigt werden, das Gespräch sollte aber auch nicht zu streng, überkritisch sein, sondern trotzdem konstruktiv und positiv verlaufen.
- Neutral bleiben: Wir werden nie ganz objektiv eine Person beurteilen können, wir können aber versuchen uns auf Aufzeichnungen von Beobachtungen und klare Fakten zu berufen und versuchen Sympathien oder Asympathien auszublenden.
- Feedbackmethoden anpassen: Wählen Sie individuell aus, welche Feedbackmethoden hilfreich sein könnten. Berücksichtigen Sie den Kontext und die Situation.
- Sandwich-Methode: Die Sandwich-Methode besagt, dass das Feedback positiv startet, dazwischen ein kritischer Feedbackteil kommt und am Ende positiv endet.
Stolperfallen
- Unrealistische Fokussierung auf das Positive: Wenn die Methode ausschließlich positive Aspekte beleuchtet und alles andere ausblendet, können bestehende Probleme und Herausforderungen zu wenig Beachtung finden. Es ist dafür zu sorgen, dass Feedback als wertschätzende Methode genutzt wird, die auch realistische Bedingungen einbezieht und bestehende Schwierigkeiten nicht ignoriert.
- Wenig konkreter Output: Teilnehmende könnten Schwierigkeiten haben, aus dem Feedback konkrete, umsetzbare Schritte abzuleiten. Hier sind klare Angaben zu machen, was genau in welcher Zeit gemacht oder verändert werden soll. Gemeinsam sollten dazu realistische Ansätze herausgearbeitet werden. Die Lernbegleitung kann durch gezielte Fragen und auch zirkuläres Fragen (siehe Methodenpool) diesen Prozess unterstützen.
- Mangelnde Beteiligung und Offenheit: Teilnehmende sind möglicherweise zurückhaltend oder skeptisch gegenüber der Methode. Hier helfen eine offene Atmosphäre und Beispiele für den Nutzen der Methode. Alle sollten ermutigt werden, sich aktiv einzubringen.
Variationen und Anwendungsfelder
Einige Variationen sind oben schon in der Kurzbeschreibung erläutert.
Feedback sollte eigentlich in jedem Bildungssetting gegeben werden. Hier exemplarisch ein paar Anwendungsfelder:
Unterricht:
- Feedback zu schriftlichen Arbeiten, Tests oder Projekten.
- Rückmeldung zum Engagement, zur Teamfähigkeit oder zur Selbstständigkeit.
- Verhaltensfeedback: Klärung von störendem oder unterstützendem Verhalten im Lernraum, in der Schule, Institution.
- Peer-Feedback: Lernende bewerten gegenseitig ihre Präsentationen oder Arbeiten, um Perspektiven zu erweitern.
Ausbildung:
- Rückmeldungen zu praktischen Aufgaben, Projektarbeiten oder Prüfungen.
- Sozialkompetenzen: Feedback zu Teamarbeit, Kommunikation oder Kundenumgang.
- Arbeitsverhalten: Rückmeldung zu Pünktlichkeit, Eigeninitiative oder Problemlösefähigkeit.
- Reflexionsgespräche: Regelmäßige Gespräche zur Analyse von Stärken, Schwächen und Entwicklungsmöglichkeiten.
Weiterbildung:
- Rückmeldung zu Beiträgen, Teamarbeit oder aktiver Beteiligung.
- Rückmeldung zu erlernten Fähigkeiten oder Konzepten.
- Analyse und Rückmeldung zur Zusammenarbeit in Gruppen.
- Teilnehmende geben sich selbst Feedback zu ihrem Lernfortschritt oder ihrer aktiven Teilnahme.
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