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Planspiel

Soziales Lernen

Durch Simulationen einer Praxis realistische Einblicke in Sachverhalte erhalten und Entscheidungen treffen.

Kurzbeschreibung Planspiel

In Planspielen sollen Teilnehmende durch Simulation einer Praxissituation einen möglichst realistischen und konkreten Einblick in relevante Probleme, Entscheidungssituationen und deren Zusammenhänge gewinnen, eigene Entscheidungen treffen und Konsequenzen ihres Handelns in Interaktionen erfahren. Eine gemeinsame Reflexion soll helfen, verschiedene Beobachtungspositionen einzunehmen und Vor- und Nachteile inhaltlicher als auch verhaltensbezogener Handlungen zu diskutieren.

Planspiele sollen möglichst realistisch mit einer Situation konfrontieren. Dabei sollen Möglichkeiten zum kreativen, weitgehend autonomen und selbstorganisierten Handeln in Bezug auf konkrete Probleme und deren Lösung gegeben sein. Sie zeichnen sich vor allem durch einen konstruktiven Möglichkeitsraum aus, in dem verschiedene Rollen und Perspektiven eingenommen werden können, um durch Perspektivwechsel und in Entscheidungssituationen einen Zuwachs an Handlungsmöglichkeiten zu erfahren und zu reflektieren.

Methoden­­steckbrief

Zeitansatz

Planspiele brauchen Zeit:

Längerer Zeitansatz:

Planspiele gelingen nicht in einem engen Zeittakt nach Stundenplänen. Sie werden halbtags oder tageweise durchgeführt, finden aber meist ein Maximum bei 2 Tagen.

Gruppengröße

Planspiele benötigen einen größeren Personenkreis:

Größere Gruppen:

Nachteile der Methode erwachsen meistens aus nicht erfüllten organisatorischen Anforderungen. Ein gutes Planspiel benötigt einen größeren Teilnehmendenkreis: 8 Personen als Mindestmaß, 15-25 Personen sind ideal, da hier eine ansprechende Grupppendynamik entsteht.

Analog und/oder Digital

Analog und digital möglich:

Analoge Anwendungen:

In Präsenz kann der Arbeits- und Austauschprozess bei guten Raumverhältnissen realitätsnah durchgeführt werden. Die Lernbegleitung muss immer präsent sein, aber möglichst nur durch Impulse eingreifen.

Digitale Anwendungen:

In Videokonferenzen mit unterschiedlichen Lernräumen lässt sich Interaktionsprozess zwischen den Gruppen und im Plenum durchführen. Um einzelne Gruppenschritte nachzuvollziehen müsste mit Aufzeichnungen gearbeitet werden, günstiger ist hier eine Mischung aus begrenzten digitalen und stärker analogen Phasen.

Vorbereitung

Es sind unterschiedliche Vorbereitungsaufgaben sinnvoll: 

Rollenkarten:

Die Teilnehmenden müssen durch informative Rollenkarten und einen eigenen Erfahrungshintergrund auf ihre Rollen vorbereitet sein.

Material vorbereiten:

Vorbereitung aller Spielunterlagen, Informationen, Lesematerial, Hintergründe und methodische Vorbereitung (Ereigniskarten, Spielimpulse usw.).

Teamregeln:

Sie arbeiten zwar im Team, aber als solches zugleich selbstständig. Als Vorbereitung ist es jedoch notwendig, dass sie im Zusammenspiel von Selbstständigkeit und Gruppenarbeit schon Vorerfahrungen haben und miteinander kooperieren können. Es kann sinnvoll sein, Teamregeln aufzustellen.

Durchführungs­schritte

1. Schritt: Spieleinführung

Das Planspiel, sowie die Spielmaterialien und die einzunehmenden Rollen werden vorgestellt. Auftretende Verständnisfragen werden geklärt. Die Arbeitsgruppen werden eingeteilt. Die Lernbegleitung schildert kurz das Problem und stellt das Material bereit (intensive Vorbereitung erforderlich)!

2. Schritt: Informations- und Lesephase

Es werden Plätze an den Gruppentischen mit der entsprechenden rollenspezifischen Bezeichnung eingenommen. Die Gruppenmitglieder/innen erhalten die Arbeitskarten (die für alle Gruppen gleich sind) und unterschiedliche Rollenkarten. Das Informationsmaterial wird durchgelesen.

Auftretende Verständnisfragen werden geklärt. Die Lernbegleitung verteilt die Arbeits- und Rollenkarten.

3. Schritt: Meinungsbildung und Strategieplanung innerhalb der Gruppe

Die Informationen werden gruppenintern strukturiert und anschließend wird die Ausgangssituation analysiert. Es werden Handlungsoptionen besprochen und diskutiert, sowie möglichst kreative Ideen und Strategien zur Zielerreichung entwickelt. Es wird sich in den Gruppen über Taktik, Strategie und Reihenfolge des Vorgehens abgestimmt. Es geht darum zu überzeugen und die eigenen Ziele umzusetzen. 

Hilfestellungen werden nur in Notsituationen geleistet. Die Lernbegleitung beobachtet und berät bei Rückfragen.

4. Schritt: Interaktion zwischen den Gruppen

Diese Phase ist die intensivste Spielphase. Die Gruppen agieren (Versenden von Briefen, SMS und Emails an die übrigen Gruppen, Besuche, das Führen von Gesprächen und Verhandlungen) und reagieren ebenso auf die Anfragen der anderen Gruppen. Es werden kleinere Delegationsgruppen gebildet und es findet ein intensiver Austausch zwischen den Gruppen statt. Diese Phase kann durchaus dauern (z.B. 2 Stunden).

Durch Ereigniskarten können gezielt Impulse und Veränderungen von der Lernbegleitung ins Spiel eingebracht werden. Die Lernbegleitung beobachtet lediglich! Im Ausnahmefall, wenn das Planspiel stockt, kann die Lernbegleitung eine externe Botschaft an einzelne Gruppen versenden (eine Art Außenereignis dramaturgisch bestimmen).

5. Schritt: Vorbereitung eines Plenums / Konferenz

Die Gruppe trägt intern ihre Ergebnisse zusammen und verarbeitet und bewertet in dieser Phase ihre erreichten Ergebnisse.

Es wird der Verlauf des Plenums geplant, die zu vertretenden Positionen besprochen, mögliche Argumente und Strategien, sowie die Einstiegsstatements und der jeweilige Gruppensprecher bestimmt. Die Lernbegleitung berät bei Rückfragen.

6. Schritt: Durchführung eines Plenums / Konferenz

An dem Plenum/ der Konferenz nehmen alle Teilnehmenden teil. In dieser Phase werden die Ergebnisse und Wahrnehmungen jeder Gruppe vor dem Plenum zusammengetragen und durch die Gruppensprechenden und unterstützend durch die Gruppenmitglieder/innen präsentiert. Es gilt sich offen auzusprechen und wenn möglich eine gemeinsame Lösung, einen Kompromiss zu erzielen.

Bleiben offene Fragen oder wird kein Konsens erzielt, da die Interessen nicht zu vereinbaren sind, werden die Teilnehmenden auf die Phase der Spielauswertung verwiesen. Beim ersten Planspiel fungiert die Lernbegleitung als vorsitzend in der Konferenz.

7. Schritt: Spielauswertung

In dieser Phase werden Zusammenfassungen und Analysen zum inhaltlichen, aber auch formalen Spielverlauf vorgenommen, wobei die Teilnehmenden den Spielverlauf und die erzielten Spielergebnisse reflektieren und anschließend konstruktiv Kritik äußern. Die Lernbegleitung leitet das Gespräch in der Rolle einer neutralen Moderation.

  • kurze Feedbackrunde aller Beteiligten zu Beginn: Wie hat das Planspiel gefallen? Sind die gefundenen Lösungen befriedigend? Wie ging es Ihnen/Euch? (schriftlich festhalten)
  • Teilnehmende aus den Rollen „entlassen“
  • danach gezielt Spielprozess und Spielergebnisse reflektieren
  • Analyse des Kommunikations-und Teamverhaltens der Spielenden
  • fachliche und sachliche Fehler richtigstellen

Ein Planspiel ist ein sehr aktivierendes, auf Entscheidungen hin ausgelegtes Interaktionsspiel, das sehr gut Konflikt- oder Entscheidungssituationen simulieren und reflektieren lässt!

Tipps zur Durchführung

Tipps zur Durchführung
  • Planspiele sind Simulationen. Solche Simulationen werden durchgeführt, um auf die Komplexität einer praktischen Situation vorzubereiten, weil und insofern in der Ausbildung nicht direkt oder nur mit unabsehbaren Folgen in der Praxis gehandelt werden kann. Plan­spiele bieten, sofern sie sehr realistisch ausgelegt sind, den Vorteil, dass sie Probehandeln, Experimente, gewagte Aktionen erlauben, vor allem aber, dass Entscheidungen gefällt werden können, deren Konsequenzen in der Simulation zwar gespürt, aber ohne großen Schaden für beteiligte Personen „bloß“ gespielt werden. Dennoch kann gerade dieses Probehandeln eine nachhaltige Veränderung in der Bewertung von Inhalten und Verhalten erreichen.
  • Planspiele sollen vor allem Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Kreativität, Flexibili­tät, Teamfähigkeit, Methodenbeherrschung und Kommunikationsfähigkeit fördern, die in vielen Lebensbereichen einer Zivilgesellschaft notwendig sind. Können diese Anforderungen nicht erfüllt werden, dann sollte von der Durchführung von Planspielen abgesehen werden, etwa bei engen, eindeutig reglementierten Abläufen, die kaum Handlungsalternativen zulassen.
  • Planspiele erfordern eine hohe Partizipation aller Beteiligten. Sie sollten auf eine Erhöhung der Demokratiefähigkeit in dem Sinne zielen, dass sie Konsens und Dissens, Entscheidungsabläufe und Transparenz bei der Bildung von Gruppenmehrheiten und Mehr­heitsentscheidungen, aber auch Muster struktureller Macht und mögliche Abhängigkeiten auf­decken und diskutierbar werden lassen.
Stolperfallen
  • In der Regel sind mehrere Räume für die Gruppen notwendig, damit diese sich nicht öffentlich vorbereiten und beraten können. Und es wird ein Raum fürs Plenum benötigt.
  • Oft sind auch technische Mitteln und Medien notwendig.
  • Immer bedarf ein Planspiel einer umfangreichen Vorarbeit, um sämtliche Materialien zu beschaffen und vorzubereiten.
  • Die Teilnehmenden müssen sich auf die Rollen einlassen. Sie werden meist zunächst nach Interesse vergeben, um ein hinreichendes Engagement zu erzielen. Bei motivierten Gruppen lassen sie sich auch zulosen. Besteht ein Widerwille gegenüber einer Rolle sollte es zu Beginn Tauschmöglichkeiten an einem neutralen Platz außerhalb des Spiels geben.
  • Die Lernbegleitung muss den Teilnehmenden eine Rollenkompetenz zutrauen und Gestaltungs- und Entscheidungsfreiräume geben. Diese zeichnen sich z.B. durch das Zulassen von Fehlern und Lernumwegen aus. Die Aufgabe der Lernbegleitung besteht hauptsächlich aus der Organisation des Materials und der Moderation der Spielphasen. Die Teilnehmenden werden nur beraten, wenn sie den Lernbegleitung explizit dazu aufgefordert wird oder Störungen auftreten, die sich sonst nicht bewältigen lassen.
  • Während der Gruppenaktivitäten hält sich die Lernbegleitung im Hinter­grund, achtet jedoch auf die grobe Einhaltung der Zielvorgaben.
  • Der Konkurrenzkampf zwischen den Gruppen kann Anreiz, aber auch Risiko sein. Alle Gruppen wollen am Ende besonders gut dastehen, einerseits ein Ansporn, aber auch ein möglicher Schritt hin zu Übertreibungen. Dies muss in der Reflexionsphase dann aufgelöst werden und bringt meistens große Selbsterkenntnisse.
  • Die Anerkennung aller Einzel- und Gruppenleistungen am Ende ist für viele Teilnehmende ein großer Ansporn und darf nie vergessen werden. Wenn hier Wertschätzung für alle Beteiligten fehlt, dann ist dies mit die größte Stolperfalle.
Variationen und Anwendungsbeispiele

Nach einem ersten Durchlauf werden aus den Erfahrungen immer Varianten entstehen. Es ist sinnvoll, zunächst mit einem Basisplanspiel zu beginnen und dieses dann mit anderen Lerngruppen zu variieren.

Im Internet finden sich einige Beispiele zu Planspielen. Wir finden es aus eigenen Erfahrungen wichtig, ggf. nach solchen Vorlagen ein eigenes Planspiel für einen bestimmten Anlass zu erfinden, weil besonders die Vorbereitungsarbeit alle notwendigen Schritte des Planspiels sichtbar macht und mögliche Hindernisse erfahrbar werden lässt.

Anwendungs­beispiele

Analytische Teams sind eine Form der Gruppenarbeit. Sie lassen sich immer nutzen, wenn Lernende sich Inhalte und Prozesse eigenständig erarbeiten und dabei eine Analyse vorhandenerer Texte oder Dokumentationen möglich ist. Etwa im:

 Unterricht:

  • Analyse historischer Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven (z.B. politisch, sozial, wirtschaftlich).
  • Interpretation literarischer Werke aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
  • Analyse thematisch abgegrenzter Sachverhalte aus allen Fachgebieten.

Weiterbildung:

  • Analyse von Fallstudien oder Problemen aus der Berufspraxis.
  • Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für spezifische Herausforderungen.

Projektmanagement:

  • Teams analysieren Risiken und Chancen eines Projekts.
  • Entwicklung von Strategien zur Konfliktlösung.

Politik und Gesellschaft:

  • Analyse von gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Vorstellungen von Parteien.
  • Reflexion von Entscheidungsprozessen und deren Auswirkungen auf Teams.

Innovationsworkshops:

  • Erarbeitung kreativer Lösungen für Produkt- oder Prozessinnovationen.

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