Menü

Retrospektive

Reflexion und Feedback

Strukturierte Rückschau, in der eine Lerngruppe vergangene Prozesse reflektiert, um Erfolge zu feiern, Herausforderungen zu identifizieren und konkrete Verbesserungen für die Zukunft abzuleiten.

Kurzbeschreibung Retrospektive

Retrospektiven (kurz Retros) sind Reflexionsmethoden, die in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden, um Fortschritte, Herausforderungen und Verbesserungspotenziale im Lernprozess zu erkennen. Folgende Abstände hilfreich:

  • Daily (täglich): Jeden Tag findet ein Stand-Up, eine kleine Reflexionsrunde statt. Hier wird weniger auf eine Rückschau fokussiert, sondern vielmehr auf den Tag und die To-Do’s geschaut.
  • Weekly (wöchentlich): Am Ende oder am Anfang der Woche findet eine Reflexion statt, die meistens ein paar Leitfragen folgt, z.B. Was hat diese Woche gut funktioniert? Was hat in dieser Woche weniger gut funktioniert? Was wollen wir beibehalten? Was wollen wir Neues ausprobieren?
  • Monthly (monatlich): Hier findet eine eher umfangreiche Retrospektive statt, in der auf den ganzen Monat geschaut wird. Auch hier sind Leitfragen sinnvoll, aber man nimmt sich oftmals mehr Zeit, um intensiver auf den Monat schauen zu können. 

Retrospektiven stammen aus agilen Arbeitsmethoden und fördern Selbstorganisation, Teamarbeit und kontinuierliches Lernen. Sie sind einfache, aber wirkungsvolle Tools, um kontinuierliches Lernen zu verbessern. Sie stärken die Reflexionsfähigkeit der Teilnehmenden und unterstützen die Optimierung von Lernprozessen.

Methoden­­steckbrief

Zeitansatz

Es kann unterschiedliche Zeitansätze geben:

Daily Retrospektive (täglich):

10–15 Minuten, meist am Anfang oder Ende eines Tages.

Weekly Retrospektive (wöchentlich):

30–60 Minuten, idealerweise am Ende der Woche oder eines Lernabschnitts.

Monthly Retrospektive (monatlich):

40-70 Minuten, um den Monat umfangreich zu reflektieren. 

Gruppengröße

Es sind unterschiedliche Gruppengrößen möglich:

Optimal:

Optimal für Gruppen von 3–15 Personen.

Großgruppen:

20 + Personen. Größere Gruppen können in Untergruppen aufgeteilt werden, um effektive Reflexion zu gewährleisten. Oder es findet vorher schon eine digitale Sammlung und Reflexion statt, die hier gemeinsam angeschaut und reflektiert wird. 

Analog und/oder Digital

Analog und digital möglich:

Analoge Anwendungen:

  • Whiteboards, Flipcharts, Moderationskarten: Zur Visualisierung von Erkenntnissen, z.B. mit Post-its für Feedback.
  • Reflexionshilfen: Überschriften, Spalten und Diagramme (z.B. „Was lief gut, was lief nicht gut?“) oder einfache Checklisten.
  • Kreisgespräch: Für einen offenen und strukturierten Austausch.

Digitale Anwendungen:

  • Videokonferenz-Tools: Plattformen wie Zoom, Microsoft Teams oder Google Meet.
  • Digitale Whiteboards: Tools wie miro, mural oder Jamboard.
  • Umfragetools: Mentimeter oder Slido für anonyme Rückmeldungen.
  • Kollaborationstools: trello, asana oder OneNote, um kontinuierliche Reflexion und Aufgabenverfolgung zu ermöglichen.
  • Retro-Tools: srumlr.io, AnyWhere.Tools, oncoo oder check-in Generator

Vorbereitung

Es sind unterschiedliche Vorbereitungsaufgaben sinnvoll: 

Ziele festlegen:

Klare Ziele für die Reflexion definieren (z.B. Verbesserung der Teamarbeit, Problemanalyse, Bewertung von Methoden).

Struktur bereitstellen:

Leitfragen entwickeln, z.B.:

    • Was lief gut?
    • Was könnte besser laufen?
    • Welche konkreten Schritte gehen wir als Nächstes an?

Materialien bereitstellen:

Flipcharts, digitale Tools oder Vorlagen vorbereiten.

Zeit und Ort planen:

Regelmäßige und feste Zeiten für Daily oder Weekly Retrospektiven einplanen.

Team einführen:

Die Methode kurz vorstellen, besonders wenn die Gruppe damit noch nicht vertraut ist.

Durchführungs­schritte

1. Schritt: Einleitung

  • Ziel der Retrospektive kurz erklären.
  • Arbeitsatmosphäre schaffen, z.B. durch einen Check-in oder ein kurzes Stimmungsbild (z.B. „Wie fühlst du dich heute? Wetter des Tages“).
  • Zeitrahmen festlegen, z.B. jede Person hat 2 Minuten. Somit wird die Reflexion präzise und klar.

2. Schritt: Reflexion

  • Nach einer Vorlage (siehe Internet oder Variationen unten) wird die Retrospektive durchgeführt.
  • Leitfragen in der Vorlage steuern die Reflexion und sorgen dafür, dass fokussiert reflektiert wird.
  • Idealerweise reflektiert sich jede Person selbständig, es kann aber auch ein Teammitglied für das Team stellvertretend sprechen.
  • Die Moderation steuert das Zeitmanagement und die Beteiligung aller. 

3. Schritt: Diskussion

  • Ideen und Feedback zusammentragen und in der Gruppe diskutieren. Retrospektiven dienen einem gemeinsamen Check-In, das heißt es bietet sich die Gelegenheit zu den Beiträgen der anderen kurz etwas zu sagen, sich gegenseitig Fragen zu stellen oder auch Hilfe anzubieten.
  • Immer wieder fragen, was haben wir ggf. vergessen? Gibt es Ergänzungen?

4. Schritt: konkrete Maßnahmen ableiten

  • Verbesserungen oder nächste Schritte beschließen.
  • Verantwortlichkeiten für Maßnahmen klären.
  • Vor allem bei Weeklys und Monthlys sinnvoll, damit aus den Erfahrungen gelernt werden kann. 

5. Schritt: Abschluss

  • Ggf. Zusammenfassung der Ergebnisse.
  • Ein motivierender Abschluss (z.B. Lob, positives Feedback, Dank, Klatschen).

Die Retrospektiven sorgen für ein fokussiertes Innehalten, einen kurzen Check-In, sodass lebenslanges Lernen möglich wird!

Tipps zur Durchführung

Tipps zur Durchführung
  • Regelmäßigkeit sicherstellen: Feste Zeitfenster einplanen und konsequent einhalten.
  • Klarheit schaffen: Klare Leitfragen und eine strukturierte Moderation helfen, die Reflexion zielgerichtet zu gestalten.
  • Kreativität fördern: Abwechslungsreiche Methoden und auch Retro-Vorlagen nutzen (z.B. Diagramme, Geschichten, visuelle Techniken).
  • Transparenz bewahren: Ergebnisse dokumentieren und zugänglich machen.
  • Positive Atmosphäre: Fokus auf konstruktives Feedback legen.
Stolperfallen
  • Zeitdruck: Zu wenig Zeit führt zu oberflächlicher Reflexion. An das Timeboxing müssen sich Lernende oftmals erst gewöhnen und lernen kurz, knapp, konkret zu reflektieren. 
  • Dominanz einzelner Stimmen: Die Moderation sollte sicherstellen, dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen.
  • Fehlender Fokus: Ohne klare Leitfragen oder Struktur kann die Retrospektive ins Stocken geraten.
  • Ergebnismangel: Maßnahmen sollten konkret formuliert und umsetzbar sein, um Frustration zu vermeiden.
  • Unregelmäßigkeit: Seltene oder inkonsequente Durchführung mindert die Wirksamkeit.
  • Wenig Abwechslung: Wenn immer die gleichen Leitfragen gestellt werden und/oder sich auf der Arbeit nicht viel tut, dann kann die Retrospektive langweilig werden und es kommen immer wieder ähnliche Beiträge.
Variationen
  • Seestern Retrospektive: Fünf Kategorien: Start, Stop, Continue, More of, Less of.
  • Mad, Sad, Glad: Reflexion auf emotionaler Ebene.
  • 4Ls-Methode: Loved (geliebt), Learned (gelernt), lacked (gefehlt), longed for (gewünscht).
  • Toffifee-Retro: Toffifee oder andere Süßigkeiten zur Retrospektive nutzen: Nuss: Welche Nuss wurde geknackt; Karamell: Was ist kleben geblieben; Schokolade: Was war süß?; Verpackung: Was kann weg?
  • Start-Stopp-Continue oder auch Ampelfeedback
  • KALM: Keep (Behalten), Add (Ergänzen), Less (weniger von…), More (mehr von…)
  • Tägliche Mini-Retros: Einfache Reflexion anhand von Smileys oder einer Skala.
  • Anonyme Retrospektive: Nutzung digitaler Tools für ehrliches Feedback ohne persönliche Hemmungen.
  • Lean Coffee: Offen, in Diskussion, Erledigt, Maßnahmen
  • Digitale Retrospektiven: srumlr.io, oncoo oder auch miro, padlet, taskcards zur Visualisierung der Retro-Vorlage.
Anwendungs­beispiele

Einige mögliche Beispiele zur Anregung:

Unterricht: Reflexion am Ende einer Unterrichtseinheit (Daily) oder einer Woche (Weekly), um Inhalte und Methoden zu reflektieren und Konsequenzen zum Lernen zu erarbeiten.

Projektarbeit: Retrospektiven zur Reflexion von Teamprozessen und Fortschritten.

Weiterbildung: Wöchentliche Retrospektiven zur Überprüfung der Lernziele in einem Seminar.

Fachübergreifendes Lernen: Retrospektiven zur Integration von Wissen aus verschiedenen Fächern.

Teamarbeit: Analyse von Zusammenarbeit und Kommunikation in Gruppenarbeiten oder Workshops.

Didaktik & Literatur

Erfahren Sie mehr

Kontakt

Lernen Sie uns kennen

Reich & Partner

Besuchen Sie unsere Reich & Partner Webseite

Methodenpool