Stationen-Lernen
Experimentieren und Erfahren
Lernende entdecken und erarbeiten Inhalte in verschiedenen Stationen.
Kurzbeschreibung Stationenlernen
Stationenlernen (auch Lernzirkel oder Stationenbetrieb genannt) ist eine flexible, lernendenzentrierte Unterrichtsmethode, bei der die Lernenden an verschiedenen Stationen oder in Lerninseln/Lernzirkeln usw. arbeiten, um sich ein Thema selbstständig und eigenverantwortlich zu erarbeiten. Jede Station bietet eine unterschiedliche Aufgabe oder Herausforderung, die entweder individuell, aber meist in Kleingruppen gelöst wird. Dabei arbeiten die Lernenden entweder im eigenen Tempo und können selbst entscheiden, in welcher Reihenfolge sie die Stationen durchlaufen oder die Stationen sind in einem festgelegten Zeittakt im Zirkel zu durchlaufen. Stationenlernen fördert das selbstorganisierte Lernen, die Individualisierung des Lernprozesses und die praktische Anwendung des Wissens. In den Stationen sind Arbeitsaufträge unterschiedlicher Art ausgelegt. Die Aufträge stehen in einem thematischen Zusammenhang, können aber in der Regel unabhängig voneinander bearbeitet werden. Im Stationenlernen wird durch Art und Auswahl der Aufträge die Vielfalt möglicher Zugänge zum Stoff betont: Alle Sinneskanäle lassen sich durch die Art des ausgewählten Materials und Aufgabenstellungen ansprechen. Auch direktes Handeln kann durch gezielte Aufforderungen für Entscheidungen bei der Aufgabenbearbeitung gefördert werden. Die Methode weist den Lernenden eine aktive und verantwortungsvolle Rolle innerhalb des Lernprozesses zu. Die Methode ermöglicht Differenzierung, wenn die Lernenden verschiedene Schwierigkeitsstufen wählen und ihren eigenen Lernweg gestalten können. Sie fördert die Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und die Vertiefung der Inhalte auf unterschiedliche Arten.
Methodensteckbrief
Zeitansatz
Der Zeitansatz hängt von der Komplexität des Themas ab:
Kurze Stationenarbeit (1-2 Stunden):
Für kleinere Themen oder spezifische Fertigkeiten, bei denen 4-6 Stationen mit überschaubaren Aufgaben durchlaufen werden.
Mittellanges Stationenlernen (halber Tag):
Für tiefergehende Themen oder umfangreichere Fertigkeiten. Es werden 4-10 Stationen eingerichtet, die Lernenden haben mehr Zeit, um sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Langes Stationenlernen (1 Tag +):
Eignet sich für komplexe Themen, die ausführlich bearbeitet werden müssen. In diesem Fall werden die Stationen über eine längere Zeit durchlaufen, sodass auch umfangreiche Lerninhalte in kleinen Schritten erarbeitet werden können. Bei längeren Zeiträumen ist es meist günstiger zur Projektarbeit oder anderen Methoden zu wechseln.
Lerninseln:
Dauerhafte Station in der bertieblichen Ausbildung.
Gruppengröße
Es gibt unterschiedliche Gruppengrößen:
Einzelarbeit:
Lernende arbeiten individuell an den Stationen. Dies kann die Selbstständigkeit und das eigenverantwortliche Arbeiten fördern, aber die Vorteile der Teamarbeit werden nicht genutzt. Kommt eher seltener vor.
Kleingruppen (2-4 Personen):
In Kleingruppen arbeiten die Lernenden gemeinsam an den Aufgaben der Stationen. Dies ermöglicht Austausch und gegenseitige Unterstützung. Dies ist der Regelfall.
Größere Gruppen (5-8 Personen +):
Bei größeren Gruppen ist die Zusammenarbeit an Stationen herausfordernder, da mehr Koordination und Kommunikation notwendig werden. In solchen Fällen muss eine gute Rollenverteilung und Arbeitsteilung mit Aufgaben innerhalb der Gruppe helfen, gute Ergebnisse zu erzielen.
Analog und/oder Digital
Analog, digital oder im Blended Learning möglich:
Analoge Anwendungen:
Die Lernenden durchlaufen physische Stationen im Lernraum, wo sie auf Arbeitsmaterialien, Experimente oder Aufgabenblätter zugreifen. Es können Plakate, Bücher, Geräte oder andere analoge Hilfsmittel verwendet werden.
Digitale Anwendungen:
Digitale Stationen können über Lernplattformen oder kollaborative Tools wie „Padlet“ und andere mehr erstellt werden. Lernende arbeiten an digitalen Aufgaben, die interaktive Elemente wie Videos, Quizze, Simulationen oder Online-Rechercheaufgaben enthalten. Die Stationen können individuell oder in Gruppen bearbeitet werden, und die Ergebnisse werden digital eingereicht.
Blended Learning:
Eine Mischung aus analogen und digitalen Anteilen macht Lernstationen besonders attraktiv und lernförderlich.
Vorbereitung
Vorbereitung der Stationen:
Stationenlernen wird besonders zur Vertiefung von Wissen (Kennenlernen von etwas) empfohlen, zur Einübung und Anwendung, auch zum Wiederholen mit Variationen. Die vielen Vorzüge von Stationen gegenüber einer Instruktionslehre werden allerdings nur durch einen hohen Material- und Vorbereitungsaufwand erreicht.
Durchführungsschritte
1. Schritt: Themenwahl und Vorbereitung
- Die Lernbegleitung wählt das Thema und teilt es in verschiedene Teilaspekte auf, die an den Stationen bearbeitet werden sollen. Jede Station behandelt einen bestimmten Aspekt des Themas oder trainiert eine bestimmte Fertigkeit.
- Die Aufgaben und Materialien für die einzelnen Stationen werden vorbereitet und an den jeweiligen Arbeitsplätzen (Tischen, Ecken des Raums, digital) platziert. Diese Aufgaben können unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben, um den unterschiedlichen Lernniveaus der Lernenden gerecht zu werden.
2. Schritt: Einführung in den Ablauf
- Die Lernbegleitung führt die Lernenden in die Methode ein und erklärt den Ablauf: Wie die Stationen aufgebaut sind, wie viel Zeit sie an jeder Station verbringen sollen, welche Materialien sie verwenden können und welche Regeln für die Zusammenarbeit gelten.
- Die Lernenden erhalten einen Lernplan oder eine Übersicht, auf der die Stationen aufgeführt sind. Je nach Vorgabe können sie die Reihenfolge der Stationen selbst wählen oder sie durchlaufen die Stationen nach einem vorgegebenen Plan.
3. Schritt: Eigenständiges Arbeiten an den Stationen
- Die Lernenden arbeiten nun selbstständig an den Stationen. Sie bewegen sich frei im Raum oder im virtuellen Lernumfeld, wechseln entweder in einem Gesamtzeitrahmen von einer Station zur nächsten und bearbeiten die jeweiligen Aufgaben. Oder die Abfolge der Stationen ist zeitlich geregelt und genau vorgegeben. Die Lernenden entscheiden selbst, wie viel Zeit sie für jede Station benötigen, oder folgen einem vorgegebenen Zeitrahmen.
- Stationen können sowohl praktisch-experimentell als auch theoretisch (Lesen, Recherchieren, Schreiben) angelegt sein, um verschiedene Lernstile zu bedienen.
4. Schritt: Zwischenkontrolle und Unterstützung
Während die Lernenden an den Stationen arbeiten, ist die Lernbegleitung präsent. Sie gibt Feedback, unterstützt bei Fragen und leistet ggf. individuelle Hilfe. Es wird darauf geachtet, dass die Lernenden im Zeitrahmen bleiben und alle Stationen bearbeiten.
5. Schritt: Abschluss und Reflexion
- Nach der Bearbeitung aller Stationen erfolgt eine gemeinsame Abschlussbesprechung, bei der die Lernenden ihre Ergebnisse und Erfahrungen präsentieren können. Es wird darüber gesprochen, welche Stationen besonders schwierig oder spannend waren und was sie gelernt haben.
- Eine abschließende Reflexion (mündlich oder schriftlich) hilft den Lernenden, das Gelernte zu verinnerlichen und ihre eigene Arbeitsweise zu reflektieren.
Es ist günstig für die Zeitdisziplin der Lernenden, die Stationenarbeit zunächst zeitlich festgelegt zu organisieren, bevor freie Formen des Durchwanderns von Stationen angeboten werden!
Tipps zur Durchführung
Tipps zur Durchführung
- Vielfalt der Stationen: Jede Station sollte anders gestaltet sein, um verschiedene Lernstile anzusprechen (z.B. kreative Aufgaben, praktische Aufgaben, Lese- und Schreibaufgaben, digitale Aufgaben). Dies sorgt für Abwechslung und Motivation und entspricht einer Erweiterung von Kompetenzen der Lernenden.
- Klare Anweisungen: Jede Station sollte eine klare Anleitung und Ziele haben, damit die Lernenden genau wissen, was von ihnen erwartet wird. Ein schriftlicher Leitfaden oder eine Checkliste können hilfreich sein.
- Individuelles Lerntempo zulassen: Stationenlernen bietet die Möglichkeit, das Lerntempo an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Schnelle Lernende können zusätzliche Aufgaben bearbeiten, während langsamere Lernende in ihrem eigenen Tempo arbeiten.
- Zusatzmaterialien bereitstellen: Für Lernende, die schnell fertig sind, sollten Zusatzaufgaben oder Materialien zur Vertiefung des Themas bereitstehen. Dies verhindert Langeweile und sorgt für einen kontinuierlichen Lernprozess.
- Regelmäßige Reflexion: Nach der Bearbeitung jeder Station oder nach Abschluss aller Stationen sollte eine kurze Reflexion eingebaut werden. Dies hilft den Lernenden, das Gelernte zu verinnerlichen und mögliche Schwierigkeiten anzusprechen. Und es hilft der Lernbegleitung bei Wiederholung der Station, das Lernmaterial zu verbessern.
Stolperfallen
- Überforderung durch Selbstständigkeit: Einige Lernende könnten Schwierigkeiten haben, sich selbstständig zu organisieren oder zu entscheiden, wie lange und wie tief sie an einer Station arbeiten sollen. Eine klare Einführung und die Möglichkeit, bei Unsicherheiten Hilfe zu bekommen, sind wichtig.
- Ungleichmäßige Arbeitsverteilung: Wenn einige Lernende schneller arbeiten als andere, kann die Zeitplanung der Durchläufe durcheinandergeraten. Eine genaue Zeitvorgabe oder rotierende Gruppen kann hier Abhilfe schaffen.
- Unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeiten: Manche Lernende könnten an den Stationen schneller fertig sein als andere und dadurch Langeweile entwickeln. Für schnelle Lernende sollten Zusatzaufgaben oder Vertiefungen bereitstehen.
- Fehlende Differenzierung: Wenn die Aufgaben zu schwer oder zu leicht sind, können einzelne Lernende über- oder unterfordert sein. Die Stationen sollten differenziert und auf verschiedene Lernniveaus abgestimmt sein.
Variationen
- Thematischer Lernzirkel: Die Stationen bauen aufeinander auf und behandeln verschiedene Aspekte eines großen Themas, z.B. „Das Wasser“ mit Stationen zu Wasserkreislauf, Wasserverschmutzung, Nutzung von Wasserressourcen usw.
- Fertigkeiten-Training: Jede Station konzentriert sich auf das Üben und Festigen einer spezifischen Fertigkeit, z.B. Mathematikaufgaben, Schreibaufgaben oder handwerkliche Fähigkeiten.
- Lernstationen für kreative Projekte: Die Stationen können für kreative oder handlungsorientierte Projekte genutzt werden, bei denen die Lernenden an jeder Station einen Teil des Projekts bearbeiten, z.B. die Erstellung einer Ausstellung oder eines Modells.
- Flipped Classroom Stationenlernen: Die Lernenden erhalten vorab Materialien (z.B. Videos, Texte), die sie zuvor bearbeiten. Sie arbeiten dann in den Stationen weiter, um das Gelernte anzuwenden und zu vertiefen.
Anwendungsbeispiele
Im Internet und bei ChatGPT gibt es zahlreiche Vorschläge für Stationen in allen Fächern und Themengebieten. Hier lohnt eine Recherche, um eigene Ideen und Umsetzungen zu entwickeln.
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