Stufenmethode
Experimentieren und Erfahren
Lernende üben stufenweise, praxisnah Inhalte und das Transferverständnis wird gefördert.
Kurzbeschreibung Stufenmethode
Die Stufenmethode (meist vier Stufen) oder Cognitive Apprenticeship („kognitive Ausbildung“) ist eine Methode, die im Sinne von Meister-Newcomer-Verhältnissen kognitive Prozesse für die Lernenden vor allem praktisch sichtbar machen soll. Die Methode zielt darauf, Lernende in Denk- und Handlungsprozesse der Master (Experten) oder in eine Praxis einzuführen. Dabei soll ein Lernen in möglichst authentischen Kontexten gefördert werden, indem die Lernenden durch Beobachtung, Nachahmung und praktische Anwendung von vorhandenen Fähigkeiten und Wissen profitieren. Die Vorteile eines praktischen Vorgehens sollen Prozesse bis zur Fertigstellung eines Konstrukts/Produkts/Resultats sichtbar machen, die bei einer nur theoretischen Ausbildung unsichtbar bleiben.
Bei dieser Methode stehen die fachlichen Lernziele des konkreten Arbeitsprozesses im Vordergrund. Die Lernenden sollen in der Vorführungsphase einen Sachverhalt / einen bestimmten Arbeitsablauf erfassen, in der Nachahmungsphase selbst bearbeiten und eigenständig lösen, in der Abschlussphase auf andere vergleichbare Arbeitsaufgaben folgerichtig anwenden (siehe Durchführungsschritte unten). In der Vorführungsphase findet ein Lernen am Modell (Vorgehen der Lernbegleitung), auch eine Modellierung nach einem Vorbild genannt, statt. Danach werden die Lernenden selbst aktiv.
Methodensteckbrief
Zeitansatz
Der Zeitansatz hängt von der Komplexität des Themas ab:
Modellierungsphase (15 Minuten):
Die Modellierungsphase sollte 15 Minuten nicht übersteigen. Je länger sie dauert, desto schwieriger sind die einzelnen Schritte nachzuvollziehen.
Gruppengröße
Phasen der Beteiligung:
Unterschiedliche Gruppengrößen:
Die Modellierungsphase kann vor einer größeren Lerngruppe stattfinden. Danach Kleingruppen, in denen sich die Lernenden gegenseitig unterstützen. Anschließend eine Einzelarbeit zur Überprüfung nicht vergessen.
Analog und/oder Digital
Analog und digital möglich:
Analoge Anwendungen:
Die 4 Phasen werden oft gemeinsam gemacht, es wird sich zu den Fragen, dem Prozess, dem Gezeigten persönlich ausgetauscht.
Digitale Anwendungen:
Besonders die Modellierungsphase kann auch durch Videos angeleitet werden. Günstig ist es hierbei, ein interaktives Video mit Zwischenfragen zu erstellen. Online-Lernplattformen und KI-Tools helfen, um einen breiten Zugang zu Materialien und Diskussionen zu ermöglichen.
Die gestellten Aufgaben werden i.d.R. digital bearbeitet. Eine nachfolgende Vertiefung, Dokumentation, Arbeitshilfe, usw. kann ggf. auch analog erstellt werden.
Vorbereitung
Vorbereitungsaufwand eher gering:
Ein gute Modellierungsmodell mit praktischen Schritten entwickeln. Zusätzliches Lernmaterial zur Unterstützung bereitstellen.
Materialien:
Reale Vorgänge und Aufgaben.
Durchführungsschritte
Eine wirksame Methode für die praktische Ausbildung am Arbeitsplatz ist die Unterweisung einer Person in 4 Stufen. Folgender Ablauf ist hierbei zu beachten:
1. Schritt: Vorbereitungsstufe
Der Ausbildende sollte
- Vorkenntnisse feststellen: Der Ausbildende erkundigt sich – soweit es nicht aus dem individuellen Ausbildungsplan zu entnehmen ist -, welche Inhalte schon in der Ausbildung oder in der Berufs-/Hochschule vermittelt wurden. Dabei ist darauf zu achten, das Gespräch nicht zu einer Prüfung werden zu lassen.
- das Lernziel nennen: Der Ausbildende begründet das Lernziel und vergewissert sich, ob es verstanden wird, er/sie fragt nach der Bedeutung und Notwendigkeit des Lernziels.
2. Schritt: Vorführungsstufe
- Motivieren: Der Ausbildende sollte versuchen, vor Erledigung der Aufgabe ein Interesse für das Thema zu wecken, indem er/sie auf die Bedeutung der Tätigkeit oder den Nutzen hinweist.
- Entsprechende Arbeitsmaterialien, Unterlagen usw. und Arbeitsplatz bereitstellen.
- Die Aufgabe einordnen: Der Ausbildende erklärt, welche Bedeutung die Erledigung der Aufgabe/Tätigkeit im Rahmen der Praxis/des Verfahrens hat und erklärt den größeren Zusammenhang zur besseren Orientierung.
- Modellieren: Der Ausbildende nennt die zu bearbeitende Aufgabe/Tätigkeit. Es wird schrittweise gezeigt und gesagt, was/wie/warum geschieht (Vorführung), dann wird flüssig vorgearbeitet und nur noch Kernpunkte genannt.
3. Schritt: Nachahmungsphase
Die Lernenden sollten nun:
- einen ersten Versuch unternehmen, wobei sie nacheinander und ohne zu sprechen arbeiten – gegebenenfalls Fehler korrigieren
- einen zweiten Versuch schrittweise ausführen, und dabei erklären was/wie/warum geschieht – hier sind gegebenenfalls weitere Versuche erforderlich
- die nach ihrer Ansicht gelungene Arbeit zur Begutachtung und Besprechung vorlegen
Der Ausbildende sollte darauf achten, dass die Lernenden immer auch an den gerade vorliegenden Arbeiten – soweit möglich – beteiligt werden. Bereits beim ersten Durchgang sind die Lernenden durch Fragen/Anregungen einzubeziehen. Sind bereits gute Vorkenntnisse vorhanden, arbeiten die Lernenden weitgehend selbstständig; sind wenig Vorkenntnisse vorhanden, erfolgt die Bearbeitung unter Anleitung des Ausbildenden. Während der Bearbeitung eines weiteren Vorganges zum gleichen Thema bleibt der Ausbildende noch anwesend, steht aber nur bei Fragen und Schwierigkeiten zur Verfügung. Stellt der Ausbildende fest, dass die Lernenden den Vorgang selbständig und ohne Fehler bearbeiten können, lässt er/sie noch evtl. einen dritten Vorgang zum gleichen Thema bearbeiten. Dabei tritt der Ausbildende dann ganz in den Hintergrund.
4. Schritt: Abschlussstufe
Der Ausbildende sollte
- die Arbeitsausführung kritisch würdigen und das Lob nicht vergessen,
- selbstständige weitere Übungen nach Bedarf durchführen lassen,
- zu Fragen ermuntern.
Wichtig ist es, den Lernenden am Ende mitzuteilen, dass das Lernziel erreicht ist. Der Hinweis auf das erworbene Wissen ist die beste Möglichkeit zur Motivation.
Zur Abschlussstufe gehört es, nach einiger Zeit gleiche und ggf. auch komplexere Vorgänge zum gleichen Thema zur Bearbeitung zu geben, um eine Festigung des Gelernten zu erzielen.
Den Grad der Unterstützung je nach Lernfortschritt der Gruppen durch differenzierte Unterstützung anpassen: Manchmal kann es sinnvoll sein, weniger Hilfen zu bieten, um die Selbständigkeit zu fördern.
Tipps zur Durchführung
Tipps zur Durchführung
Authentische Fälle, Aufgaben, Prozesse regen die Lernenden an und erhöhen den Bezug zur Praxis.
Interdisziplinäre Ansätze zeigen, wie Konzepte in unterschiedlichen Kontexten angewendet werden.
Stolperfallen
- Unzureichende Modellierung: Wenn die Lernbegleitung nicht klar und verständlich erklärt, wie sie denkt und handelt, kann es den Lernenden schwerfallen, die Konzepte zu verstehen.
- Mangel an Unterstützung: Zu wenig Unterstützung oder Feedback kann dazu führen, dass Lernende sich überfordert fühlen oder in falsche Strategien investieren.
- Ungleichmäßige Gruppendynamik: In Gruppen kann es vorkommen, dass einige Lernende dominieren, während andere sich zurückziehen. Es ist wichtig, eine ausgewogene Beteiligung zu fördern.
- Altersgerechte Anpassung: Der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität der Aufgaben müssen auf die Altersgruppe und Vorkenntnisse angepasst sein.
- Kulturelle Sensibilität: Die kulturellen Hintergründe der Lernenden müssen durch relevante Beispiele und Perspektiven einbezogen werden
- Fehlende Reflexion: Wenn die Reflexionsphase vernachlässigt wird, bleibt den Lernenden oft unklar, was sie aus der Erfahrung lernen konnten und wie sie dieses Wissen anwenden können.
Variationen
- Peer-Modellierung: Fortgeschrittene Lernende wirken als Mentoren für weniger erfahrene Lernende. Dies fördert die Zusammenarbeit und das gegenseitige Lernen.
- Experten aus der Praxis teilen ihr Wissen.
- Multimedia-Inhalte, Videos oder Simulationen erweitern die Modellierungen.
- Selbstbewertung: Lassen Sie die Lernenden ihre eigenen Fortschritte und Strategien regelmäßig bewerten, um ein besseres Bewusstsein für ihre Lernprozesse zu entwickeln.
Anwendungsbeispiele
- Mathematik: Eine Lernbegleitung demonstriert die Lösung eines komplexen Problems und erläutert dabei die Schritte. Danach lösen die Lernenden ähnliche Probleme in Gruppen, unterstützt durch die Lernbegleitung.
- Schreiben: In einem Schreibkurs zeigt die Lernbegleitung oder eine Expertin, wie man einen überzeugenden Aufsatz aufbaut, und die Lernenden analysieren exemplarische Texte, bevor sie eigene Entwürfe erstellen.
- Naturwissenschaften: In einem Experiment zeigt die Lernbegleitung, wie man eine Hypothese formuliert und testet. Lernende führen dann eigene Experimente durch und dokumentieren ihre Ergebnisse.
- Arbeitswelt: Aktenbearbeitungen und Vorgänge aller Art lassen sich mit dieser Methode modellhaft einführen und trainieren.
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