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Tagebuch-
methode

Reflexion und Feedback

Lernende halten Ihre Gedanken, Erfahrungen, Ideen, Fortschritte schriftlich (analog oder digital) fest. 

 

Kurzbeschreibung Tagebuchmethode

Die Tagebuchmethode ist ein reflektives Instrument, bei dem Lernende ihre Gedanken, Erfahrungen, Fortschritte und Herausforderungen schriftlich oder digital festhalten. Sie fördert die Selbstreflexion, das Bewusstsein für den Lernprozess und die persönliche Entwicklung. Sie ist ein vielseitiges Werkzeug, das sowohl in Einzelarbeit als auch in Gruppen eingesetzt werden kann. Sie ermöglicht es insbesondere den Lernenden, ihre Fortschritte und Herausforderungen bewusst wahrzunehmen und zu dokumentieren.

Das Tagebuchschreiben ist eine Form des schriftlichen Nachdenkens. Es kann viele Zwecke erfüllen: Es dient z.B. dazu, Beobachtungen, Erfahrungen und Ideen festzuhalten, um an diese anzuknüpfen und über sie zu reflektieren. Ein Tagebuch setzt Erinnerungsspuren, die vielfältig verknüpft und wieder aufgenommen werden können. Es richtet sich gegen das Vergessen. Möglicherweise ist es ein Instrument zur Analyse eigener Lern- und Entwicklungsprozesse. Es kann aber auch rückblickend als Grundlage für Erinnerungen an Momente des Lebens geschrieben werden.
Als Unterrichtsmethode ist das Tagebuch besonders dann geeignet, wenn Verläufe, Entwicklungsprozesse, Lernstoff und Biografisches, Krisen, Konflikte und Lösungen vor Augen stehen. Durch Verschriftlichung bietet das Tragebuch eine Chance, Distanz zum Geschehen aufzubauen, innezuhalten, zu erinnern und Schlussfolgerungen zu ziehen. Tagebücher können dabei kommunikativ genutzt werden, indem sie vorgelesen und besprochen werden. 

Methoden­­steckbrief

Zeitansatz

Es kann unterschiedliche Zeitansätze geben:

Einführung:

10–15 Minuten (Erklärung der Methode und Ziele).

Regelmäßige Einträge:

5–15 Minuten pro Tag oder Woche (abhängig von der Intensität des Vorgehens).

Reflexion/Feedback:

10–30 Minuten (je nach Gruppengröße und Ziel).

Gruppengröße

Es sind unterschiedliche Gruppengrößen möglich:

Einzelperson-Großgruppen

Lerntagebücher werden eher einzeln geführt, können aber mit großen Gruppen durchgeführt werden, sodass viele Tagebücher entstehen. Je größer die Gruppe, desto höher der Aufwand für die Lernbegleitung.

Die Methode ist individuell ausgerichtet, die Reflexion kann aber auch in Kleingruppen oder seltener und eher exemplarisch im Plenum erfolgen.

Analog und/oder Digital

Analog und digital möglich:

Analoge Anwendungen:

  • Physisches Tagebuch: Notizbücher oder Hefte, die individuell gestaltet werden können. Das eigene Werk.
  • Vorlagen: Vordefinierte Seiten mit Reflexionsfragen, Checklisten oder kreativen Elementen.
  • Kreative Ansätze: Sketchnotes, Zeichnungen oder Collagen ergänzen die Einträge.

Digitale Anwendungen:

  • Tagebuch-Apps: Apps wie Daylio oder Journey, die Einträge strukturieren und analysieren können.
  • Online-Dokumente: OneDrive, OneNote, Google Docs oder andere für gemeinsames Arbeiten oder individuelle Einträge.
  • Sprach- oder Videotagebuch: Audio- oder Videoaufnahmen für visuell oder auditiv orientierte Lernende.
  • Plattformen: Digitale Tools wie padlet, taskcards oder LMS für geteilte Reflexionen in Gruppen.

Vorbereitung

Es sind unterschiedliche Vorbereitungsaufgaben sinnvoll: 

Ziele klären:

Welches Ziel hat das Tagebuch? (z.B. Lernfortschritt, Emotionen, Problemlösungen, Kreativität).

Themen und Leitfragen definieren:

Fragen formulieren, die den Lernprozess anregen, z.B.: Was habe ich heute gelernt? Welche Herausforderungen hatte ich? Wie fühle ich mich in Bezug auf meine Fortschritte?

Materialien bereitstellen:

Analoge oder digitale Tagebücher, Vorlagen, Apps oder Plattformzugänge.

Einführung gestalten:

Die Methode erklären und Beispiele zeigen. Ängste abbauen, betonen, dass es keine „richtigen“ oder „falschen“ Antworten gibt. Den Ehrgeiz für ein eigenes Werk wecken.

Zeitfenster planen:

Regelmäßige Intervalle für Einträge vorsehen.

Durchführungs­schritte

1. Schritt: Einführung

  • Methode und Zielsetzung erklären.
  • Format und Nutzungsmöglichkeiten vorstellen.
  • Es ist immer im Vorfeld mit allen Lernern abzuklären, was die Erwartungen an das Tagebuch sind:
    • Was soll geschrieben werden?
    • Wer schreibt in welchen Formen?
    • Was bleibt immer privat?
    • Wie werden die Ergebnisse kommuniziert?
    • Welche Bewertung ist sinnvoll und wie wird bewertet?

2. Schritt: Regelmäßige Einträge

  • Lernende notieren ihre Gedanken und Erlebnisse. Leitfragen können als Orientierung dienen.

3. Schritt: Reflexion und Austausch

  • Tagebucheinträge können individuell reflektiert oder in Gruppen besprochen werden (auf freiwilliger Basis).

4. Schritt: Feedback und Anpassung

  • Je nach Zielsetzung muss die Lernbegleitung immer wieder Feedback geben. Wird dies nicht gemacht, dann werden zu viele Lernende die Methode nicht umsetzen.
  • Lob und Bestätigung helfen. Die Methode kann auch als Lernstrategie oder Wahlleistung eingeführt werden, dann sollte sich aber das Erstellen eines Lerntagebuches positiv in der Beurteilung wiederspiegeln.

5. Schritt: Abschlussreflexion

  • Am Ende des Prozesses reflektieren, wie das Tagebuch die Entwicklung gefördert hat.
  • Ausblick, z.B. was man beim nächsten Mal anders machen möchte.

Tagebücher sind bei vielen Menschen besonders im Jugendalter ein beliebtes Instrument, das auch für das Lernen als reflexives Werkzeug genutzt werden kann!

Tipps zur Durchführung

Tipps zur Durchführung
  • Regelmäßigkeit sicherstellen: Routine fördern, z.B. feste Zeitfenster für Einträge.
  • Offene Atmosphäre: Eine wertschätzende Umgebung schafft Vertrauen und Motivation.
  • Flexibilität: Verschiedene Tagebuchformen anbieten (schriftlich, kreativ, digital).
  • Wahl und Pflicht unterscheiden: Wenn Verbindlichkeit für die gesamte Lerngruppe geschaffen werden soll, muss es Pflichtteile geben. Wahlteile sind für individuelle Neigungen und Interessen wichtig.
  • Privatsphäre respektieren: Die Einträge sollten grundsätzlich privat bleiben; Freiwilligkeit bei der Reflexion im Plenum betonen.
  • Kreativität fördern: Ergänzende Methoden wie Zeichnungen, Mindmaps oder Fotos einbinden.
Stolperfallen
  • Fehlende Motivation: Manche Lernende empfinden die Methode als zeitaufwändig oder irrelevant. Der Nutzen sollte klar kommuniziert werden.
  • Widerwille: Für manche Lernende kann ein Widerwille bestehen, sich in einem Tagebuch zu äußern. Es kann kulturelle Vorbehalte geben. Lernende sollten dann Alternativvorschläge machen können.
  • Überforderung: Zu viele Leitfragen oder detaillierte Vorgaben können abschreckend wirken. Einfachheit und Flexibilität bewahren.
  • Zeitmangel: Einträge können vernachlässigt werden, wenn zu wenig Zeit dafür eingeplant wird.
  • Unklare Erwartungen: Ohne klare Zielvorgaben kann die Methode ineffektiv sein.
Allgemeine Ziele
  • Ein Protokoll des Lernwegs im Tagebuch macht die persönliche Entwicklung des Schülers für ihn sichtbar.
  • Schreiben als Diagnose- und Forschungsinstrument: Einblicke in Gruppen­prozesse, Kommunikation, Kooperation, Konflikte sowie Absprachen unter den Lernern, Einbezug von Ideen, Gedanken, Entdeckungen und Schwierigkeiten.
  • Schreiben als ein Medium der Kommunikation: Lernerrückmeldungen als Ein­schätzung und Be­wertung des Unterrichts; mündliche oder schriftliche Dialoge über Lerninhalte, Lernwege, Lernziele ermöglichen. Tagebücher unterstützen und bereichern den Lernprozess.
  • Motivation: Die Gedanken, Erfahrungen, Ideen, Probleme der Lernenden werden in den Mittelpunkt gerückt. Würdigung und Unterstützung der Ergebnisse durch die Lernbegleitung.
  • Einbezug der Tagebücher in die Unterrichtsplanung: Assoziationen und Anschlüsse an die Vorerfahrungen der Lernenden, Erhöhung der Motivation für den Unterricht durch Rückbezug auf Lebenserfahrungen und bisherige Lernerfahrungen, Sub­jektivierug des Lernens als Erhöhung des Sinnbezuges.
  • Ort der Reflexion und Selbstwahrnehmung: Schüler/innen lernen den Blick auf sich selbst zu richten, eigene Gedanken, Gefühle und Handlungen zu reflektieren und Ergebnisse/Lerntransfer zu sichern. Individuelle Lernprozesse können besser ver­standen werden, Lernprozesse anderer können kennengelernt werden. Lern­stra­te­gien werden bewusster entwickelt.
  • Herausforderung für die Lernbegleitung: Lernbegleitende sind gefragt als Organisator/in, Moderator/in und Berater/in. Sie sehen Lernende als Subjekte mit individuellen Lernwegen, müssen Raum zur Mitbestimmung geben.
Variationen
  • Kreatives Tagebuch: Einsatz von Skizzen, Collagen oder visuellen Elementen statt ausschließlich schriftlicher Einträge.
  • Gruppentagebuch: Gemeinsames Verfassen eines Tagebuchs, z.B. in Projekten oder Teamarbeit.
  • Thematisches Tagebuch: Fokus auf ein spezifisches Thema, z.B. persönliche Ziele, Emotionen oder Problemlösungen.
  • Projekttagebuch: Das Projekttagebuch hat die Funktion, einen Orientierungsrahmen für die Planung eines Projekts zu geben. Am Effektivsten wird es eingesetzt, wenn das Tagebuch mit den Lernenden zusammen entwickelt wird, da sie auf diese Weise Planungskompetenzen ent­wickeln.
    Wichtig ist vor allem, dass im Tagebuch sowohl die Reihenfolge der Arbeitsschritte als auch Arbeits- und Zeitpläne festgehalten werden. Außerdem sollten die Schüler/innen die Möglichkeit wahrnehmen, Fragen bezüglich ihres Forschungsprojektes und dessen Durchführung in ihrem Projekttagebuch festzuhalten.
  • Sprachliches Tagebuch: Für Sprachenlernen, um Fortschritte in Vokabeln, Grammatik oder Kommunikation zu dokumentieren.
  • Lesetagebuch: Das Lesetagebuch ist eine spezifische Form der Tagebuchmethode bei der Erst­lese­eindrücke festgehalten werden können. Hierbei werden in einem Notizheft alle spontanen Ideen, Fragen, Assoziationen, Bemerkungen oder Kommentare schriftlich oder ge­stalterisch festgehalten, die den Lernenden zu einem Text, Buch oder einer Geschichte einfallen. 
  • Blogs: Die Lernenden führen einen digitalen Blog (intern in einem LMS oder extern auf einer Webseite). Sie könnten hier Projekte, Lernerfahrungen, Literatur usw. reflektieren und in Blogform beschreiben.
  • Zukunftstagebuch: Lernende schreiben aus der Perspektive der Zukunft, um Visionen und Ziele zu entwickeln.
  • Reisetagebuch: Ein Reisetagebuch, insbesondere während eines Schüleraustausches, dient zur Reflexion interkultureller Lernprozesse. Mit einem Reisetagebuch lässt sich das Erlebte gut reflektieren und verarbeiten. So können die Schreibenden ihre eigenen Beobachtungen und Erfahrungen individuell und subjektiv aufschreiben und für den eigenen Lernprozess nutzen.
Anwendungs­beispiele

Die Tagebuchmethode kann auch jenseits der persönlichen Selbstreflexion eingesetzt und genutzt werden, etwa für:

 Unterricht: Reflexion über den Unterrichtsinhalt und seine persönliche Bedeutung, z.B. nach Projekten oder komplexen Themen.

Weiterbildung: Dokumentation der Lernfortschritte und Herausforderungen während eines Seminars.

Sprachenlernen: Schriftliche Reflexion über neue Vokabeln, Grammatik, kulturelle Sprachbedeutungen und persönliche Fortschritte.

Berufliche Entwicklung: Tagebuch zur Selbstreflexion während eines Führungstrainings oder Coachings.

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