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Zukunfts-Werkstatt

Experimentieren und Erfahren

Lernende werfen gezielt und lösungsorientiert einen Blick in die Zukunft, erkennen Zukunftstrends und erarbeiten Lösungen.

 

Kurzbeschreibung Zukunftswerkstatt

Die Zukunftswerkstatt ist eine kreative und partizipative Methode, die sich gut dazu eignet, Lernende in die Problemlösung und Zukunftsgestaltung einzubeziehen. Sie fördert kritisches Denken, kreative Ideenentwicklung und die Fähigkeit, konkrete Handlungspläne zu erstellen. Durch die Struktur der drei Phasen können Probleme offen analysiert, kreative Lösungen gefunden und realisierbare Umsetzungsstrategien entwickelt werden. Ob in Schule, Weiterbildung oder Unternehmen – die Zukunftswerkstatt bietet eine hervorragende Möglichkeit, Gruppenprozesse zu steuern und innovative Ideen zu fördern. Die Methode wurde in den 1970er Jahren von Robert Jungk entwickelt und eignet sich sowohl für schulische als auch für außerschulische Bildungsprozesse. Sie fördert die aktive Beteiligung der Lernenden, regt zur Kreativität an und hilft, konkrete und innovative Zukunftsideen zu entwickeln. Sie wird häufig für Zukunftsplanungen, in demokratischen Beteiligungsprozesse, für die Entwicklung von Visionen und die Verbesserung von Projekten oder Organisationen verwendet.

Methoden­­steckbrief

Zeitansatz

Der Zeitansatz hängt von der Komplexität des Themas ab:

Kurzversion (2-4 Stunden):

Bei kleineren Themen oder Fragestellungen kann die Zukunftswerkstatt in einer kompakten Form durchgeführt werden. Die Phasen werden zeitlich reduziert, und es werden nur grobe Handlungsschritte entwickelt.

Mittlere Zukunftswerkstatt (1-2 Tage):

Für komplexere Themen, bei denen intensive Problemanalysen und kreative Prozesse benötigt werden, wird ein ganzer Tag oder mehrere Halbtage eingeplant.

Langversion (mehrere Tage):

Bei sehr umfangreichen oder langfristigen Planungen kann die Zukunftswerkstatt über mehrere Tage gestreckt werden, um detaillierte Analysen und Pläne zu entwickeln. Zu bedenken ist jedoch, dass bei einem mehrtägigen Einsatz Ermüdungseffekte eintreten und ein Methodenwechsel angeraten ist.

Gruppengröße

Verschiedene Gruppengrößen sind je nach dem Lernziel sinnvoll:

Kleine Gruppen (5-10 Personen):

In kleineren Gruppen kann intensiver und persönlicher gearbeitet werden. Der Austausch ist enger, und jeder Teilnehmer hat ausreichend Raum, seine Ideen einzubringen.

Mittlere Gruppen (10-20 Personen):

Diese Gruppengröße eignet sich gut für eine breite Ideensammlung und den Austausch von verschiedenen Perspektiven. Hier können verschiedene Arbeitsgruppen gebildet werden, die parallel arbeiten.

Große Gruppen (20+ Personen):

Bei größeren Gruppen empfiehlt es sich, die Teilnehmenden in kleinere Arbeitsgruppen aufzuteilen, die an verschiedenen Aspekten des Problems oder der Visionen arbeiten. Die Ergebnisse werden dann im Plenum zusammengetragen. Eignet sich insbesondere, wenn eine gemeinsame Zukunftsstrategie (auch bereichsübergreifend) entwickelt werden soll.

Analog und/oder Digital

Alle Formen sind möglich, Blended Learning ist bevorzugt:

Analoge Anwendungen:

Klassisch wird die Zukunftswerkstatt in Präsenz durchgeführt, bei denen die Teilnehmenden mit Flipcharts, Moderationskarten, Post-its und anderen analogen Materialien arbeiten.

Digitale Anwendungen:

Die Methode kann auch digital umgesetzt werden, z.B. über Online-Tools wie „Miro“, „Padlet“ oder „Trello“. In virtuellen Meetings über Videokonferenztools können die Teilnehmenden in Breakout-Rooms arbeiten und digitale Whiteboards für ihre Ideen und Planungen nutzen. Digitale Zukunftsanwendungen, wie z.B. VR-Brillen oder neuste Technik kann gemeinsam ausprobiert werden.

Blended Learning:

Mischformen aus analog und digital bieten für die Werkstatt mehr Möglichkeiten und erleichtern die Dokumentation der Ergebnisse. So kann sich analog begegnet werden und digitale Zukunftsthemen Anwendung finden.

Vorbereitung

Mittlerer bis hoher Vorbereitungsaufwand:

Die Zukunftswerkstatt erfordert eine gute Vorbereitung, um den Prozess reibungslos ablaufen zu lassen. Die Lernbegleitung oder Moderation muss die Phasen sorgfältig planen, Arbeitsmaterialien bereitstellen (z.B. Flipcharts, Moderationskarten) und das Thema gut vorbereiten.

Konzeption:

Es sollten Fragestellungen vorbereitet werden, die das Thema einleiten. Zudem sollte es eine klare Struktur und Phasen im Ablauf geben, da das Thema „Zukunft“ sonst zu groß ist. Zudem sollte ein Raum mit ausreichend Platz für die Gruppenarbeiten und kreativen Methoden organisiert werden.

Durchführungs­schritte

Die Zukunftswerkstatt ist ein kooperativer und kreativer Prozess, der in drei Phasen unterteilt ist: IST-Analyse, Fantasiephase und Verwirklichungsphase.

Ziel ist es, gemeinsam Probleme zu identifizieren, kreative und unkonventionelle Lösungsansätze zu entwickeln und diese dann in konkrete Handlungspläne umzuwandeln. Die Methode ermutigt die Teilnehmenden, ihre Ideen und Wünsche für die Zukunft frei zu äußern und gemeinsam an der Umsetzung zu arbeiten. Die Zukunftswerkstatt ist partizipativ angelegt und fördert Teamarbeit, Innovationskraft und Problemlösungskompetenzen.

1. Schritt: Einführung und Zielklärung

  • Zu Beginn wird das Thema/ die Themen oder das Problem vorgestellt, das in der Zukunftswerkstatt bearbeitet werden soll. Die Lernbegleitung oder Moderation erklärt die Ziele der Zukunftswerkstatt und stellt die drei Phasen (Kritik-, Fantasie- und Verwirklichungsphase) vor.
  • Die Teilnehmenden werden auf den kreativen und offenen Charakter der Methode hingewiesen und dazu ermutigt, aktiv ihre Ideen einzubringen.

2. Schritt: Ist- Analyse und Zukunftsthemen:

  • In dieser Phase werden Zukunftstrends, Zukunftsthemen, Unsicherheiten, Sorgen, eigene Themen, Unzufriedenheiten, Themen, die neugierig machen usw. analysiert.
  • Die Teilnehmenden werden dazu eingeladen, alle Aspekte ohne Bedenken zu nennen. Insbesondere kritische Aspekte und Sorgen dürfen genannt werden. Diese werden etwa auf Plakaten, Karten oder in einem Brainstorming schriftlich oder visuell festgehalten.
  • Ziel dieser Phase ist es, ein gemeinsames Verständnis für die aktuellen Herausforderungen, Zukunftsthemen, Fragestellungen usw. zu schaffen, ohne dabei schon nach Lösungen zu suchen.

3. Schritt: Fantasiephase (Kreative Visionen entwickeln):

  • In der Fantasiephase sollen die Teilnehmenden ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Hier geht es darum, unkonventionelle Ideen und Zukunftsvisionen zu entwickeln.
  • Die Teilnehmenden dürfen frei und groß denken, unrealistische Ideen sind erlaubt. Hier entstehen häufig kreative, innovative und überraschende Ansätze. Die Fantasiephase wird häufig durch kreative Methoden wie Brainstorming, Mindmapping oder Rollenspiele unterstützt.
  • Wichtig ist, dass in dieser Phase keine Kritik oder Einschränkung der Ideen erfolgt – alle Vorschläge werden als wertvoll angesehen.

4. Schritt: Verwirklichungsphase (Konkrete Handlungsschritte):

  • In der Verwirklichungsphase geht es darum, die gesammelten Ideen zu konkretisieren und in umsetzbare Handlungsschritte zu überführen. Hier wird kritisch geprüft, welche Ideen realistisch und machbar sind.
  • Die Teilnehmenden arbeiten an konkreten Plänen und Maßnahmen, die helfen, die zuvor entwickelten Visionen Schritt für Schritt umzusetzen. Zeitpläne, Ressourcen und Verantwortlichkeiten werden festgelegt.
  • Am Ende der Verwirklichungsphase sollte ein konkreter Umsetzungsplan stehen, der klare Handlungsanweisungen und Meilensteine enthält.

In der Zukunftswerkstatt geht es darum, sich von bestehenden Mustern und Lösungen frei zu machen und wirklich neu zu denken!

Tipps zur Durchführung

Tipps zur Durchführung
  • Kreatives Umfeld schaffen: Eine lockere, offene und kreative Atmosphäre ist wichtig, damit sich die Teilnehmenden trauen, ihre Ideen frei zu äußern. Kreative Techniken wie Brainstorming, Mindmapping oder das Arbeiten mit Metaphern können helfen, den kreativen Prozess zu unterstützen.
  • Moderation ist entscheidend: Die Rolle der Lernbegleitung oder Moderation ist entscheidend. Sie sollte den Prozess steuern, die Gruppe moderieren und dafür sorgen, dass alle zu Wort kommen. Auch sollte sie den Wechsel von der IST-Analyse- zur Fantasie- und schließlich zur Verwirklichungsphase klar markieren.
  • IST-Analyse begrenzen: Damit die Fantasiephase nicht blockiert wird, ist es wichtig, die IST-Analyse zu begrenzen und bewusst in den kreativen Modus überzugehen. Hier können Abstimmungsprozeduren helfen.
  • Ergebnisorientierte Verwirklichungsphase: Die Verwirklichungsphase sollte klare Ziele und Umsetzungsstrategien hervorbringen. Es ist wichtig, dass die Teilnehmenden konkrete Maßnahmen entwickeln, die in der Praxis langfristig realistisch umsetzbar sind.
  • Arbeiten in Kleingruppen: Besonders bei größeren Gruppen ist es hilfreich, die Teilnehmenden in kleinere Gruppen zu unterteilen, die an unterschiedlichen Aspekten des Problems oder der Lösung arbeiten. Die Ergebnisse können dann im Plenum zusammengetragen und abgestimmt werden.
Stolperfallen
  • Zu viel Kritik in der IST-Analyse: Wenn die Gruppe in der IST-Analyse in der Kritik oder den Herausforderungen stecken bleibt, kann es passieren, dass die Fantasiephase blockiert wird. Deshalb ist es wichtig, diese Phase zeitlich zu begrenzen und den Fokus danach auf die kreative Problemlösung zu lenken.
  • Fehlende Umsetzung in der Verwirklichungsphase: Manche Gruppen bleiben in der Fantasiephase stecken und haben Schwierigkeiten, konkrete Umsetzungspläne zu entwickeln, insbesondere wenn weit in die Zukunft geschaut wird. Hier sollte die Lernbegleitung oder Moderation unterstützen, um die Ideen in realistische Handlungsschritte zu überführen.
  • Gruppendynamik: In größeren Gruppen kann es zu Problemen in der Zusammenarbeit kommen. Starke Persönlichkeiten könnten den Prozess dominieren. Eine ausgewogene Moderation ist hier entscheidend.
  • Fehlender Realitätsbezug: Manche Ideen, die in der Fantasiephase entstehen, könnten unrealistisch oder nicht umsetzbar sein. In der Verwirklichungsphase ist es wichtig, realistische Möglichkeiten zu prüfen und die Fantasien entsprechend anzupassen.
Variationen
  • Mini-Zukunftswerkstatt: Eine verkürzte Version der Zukunftswerkstatt, die sich auf einen bestimmten Aspekt oder ein kleines Problem konzentriert und in kürzerer Zeit durchführbar ist.
  • Zukunftswerkstatt mit Rollenspiel: In der Fantasiephase kann ein Rollenspiel integriert werden, bei dem die Teilnehmenden in die Rolle von „Zukunftsplanern“ oder „Problembehebern“ schlüpfen, um kreativere Ideen zu entwickeln.
  • Zukunftswerkstatt zum Ausprobieren: Es wäre auch eine Zukunftswerkstatt möglich, wo man eine Reihe von Neuerungen (z.B. KI, VR-Brillen, Konzepte usw.) ausprobiert und dabei der Fokus auf der Erkundung und nicht auf der eignenen Lösungsentwicklung liegt. 
  • Online-Zukunftswerkstatt: Eine vollständig digitale Version, bei der alle Phasen virtuell über Online-Tools durchgeführt werden. Dies eignet sich besonders für Fernunterricht oder hybride Lernsettings.
Anwendungs­beispiele

Im Internet und Publikationen gibt es zahlreiche Beispiele für gut durchgeführte Zukunftswerkstätten. Folgende Möglichkeiten nennen wir beispielsweise (können von ChatGPT genauer definiert werden): 

  • Umweltbildung: In einer Zukunftswerkstatt entwickeln Lernende Konzepte, wie ihre Schule nachhaltiger gestaltet werden kann, z.B. durch Abfallreduzierung oder energiesparende Maßnahmen.
  • Sozialpädagogik: In einer Zukunftswerkstatt werden Ideen entwickelt, wie die Zusammenarbeit in einer Jugendgruppe verbessert werden kann. Es wird erarbeitet, wie ein kooperativeres, harmonischeres Arbeitsumfeld geschaffen werden kann.
  • Politik und Gesellschaft: Die Lernenden erarbeiten in einer Zukunftswerkstatt Visionen für die Stadtentwicklung, z.B. mehr Grünflächen, bezahlbarer Wohnraum oder Mobilitätskonzepte.
  • Unternehmensentwicklung: In einer Zukunftswerkstatt entwickeln Mitarbeitende Ideen zur Verbesserung der Arbeitsprozesse in einem Unternehmen oder zur Innovationsförderung in der Produktentwicklung.
  • Schulentwicklung: Lernende, Lernbegleitungen und Eltern erarbeiten in einer Zukunftswerkstatt gemeinsam, wie der Schulalltag besser gestaltet werden kann, z.B. durch neue Lernmethoden, vermehrte Selbstlernzeiten, den Einsatz einer Lernplattform, bessere Zeitregelungen usw.

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